Rezension

Diese Lieferung blieb leider ohne Atmosphäre

Die Lieferung - Andreas Winkelmann

Die Lieferung
von Andreas Winkelmann

Bewertet mit 2.5 Sternen

Alles was übrig bleibt, ist eine Pizza auf dem Tisch. Sie ist unangerührt. Von der Frau, die sie bestellt hat fehlt jede Spur. Durch einen anderen Fall stoßen Kommissar Jens Kerner und seine Kollegin Rebecca Oswald auf Hinweise, dass hinter der mysteriösen Entführung doch mehr stecken könnte als zunächst vermutet. Ein verstörter Täter, der seine Opfer überlistet und jahrelang gefangen hält.

Die Lieferung ist der neuste Thriller des deutschen Bestseller Autors Andreas Winkelmann. Ich war anfänglich positiv überrascht, ließ der Klappentext doch vermuten, dass es sich zum größten Teil nur um die „Lieferung“ und anschließende Entführung drehen würde. Dem war jedoch nicht so, nach dem Prolog lief die Geschichte aus einer ganz anderen Richtung an. Wie auch schon in anderen Romanen baut Andreas Winkelmann hier wieder verschieden Perspektiven ein. Neben dem Blickwinkel der Ermittler gibt es auch die des Opfers, die Sicht des Täters und rückblenden in dessen Vergangenheit. Was sicherlich als Abwechslung gedacht war brachte leider zu viele Informationen über das Wesen des Täters. So konnte man sich nie zur Gänze auf das Verwirrspiel der wechselnden Verdächtigen einlassen. Die Ermittlungen waren zwischendurch leider ein heilloses Namens- und Aktionen Chaos, nicht zuletzt auch weil Winkelmann zum Teil viel zu große Handlungssprünge macht. So hatte man als Leser ein ums andere Mal das Gefühl etwas überlesen zu haben. Mein größter Kritikpunkt ist aber die fehlende Atmosphäre. Nach dem mich der Anfang an „Tief im Wald und unter der Erde“ und „Blinder Instinkt“ erinnerte war die Hoffnung auf den ein oder anderen beklemmenden Gänsehaut Moment schon groß. In diesem Punkt hat er mich wirklich enttäuscht. Selbst in der Opferperspektive, die das meiste Potenzial bot um den Leser die verängstigte Stimmung spüren zu lassen, ließ er dies leider ungenutzt. Nach gefühltem ewigen hin und her der Verdächtigen wird auf den letzten 20 Seiten das „Wer? Wie? Und Warum?“ mehr oder weniger lieblos dahin gekleckert. Alles, was in diesem Buch mühevoll und detailreich ausgearbeitet oder angepriesen wurde, waren letzten Endes nur Erklärungen für Nebensächlichkeiten, deren Relevanz doch fragwürdig war. Leider blieb die Kulisse der Gefangenschaft auch weit hinter dem, was man aus ihr hätte rausholen können. Die Idee der Story und auch der Background des Antagonisten, war an sich interessant aber die Spannung ging im Verwirrspiel zum größten Teil flöten und die Auflösung der Identität des Täters ließ doch arg zu wünschen übrig. Da der Leser zu keinem Zeitpunkt die Möglichkeit hatte diesen zu entlarven kam nicht mehr als ein „achso“ Effekt zustande. Schade, Andreas Winkelmann kann mehr aber diesmal hat es leider nicht gereicht. Der Schreibstil war flüssig und gut zu lesen, ging aber leider nicht tief genug um mich aus der Realität zu entführen.

Fazit: Kann man mal nebenbei lesen, hat das typische Winkelmann Schema aber muss man definitiv nicht gelesen haben. Die Lieferung bleibt leider dank fehlender Atmosphäre und zu vielen, aufwendig Konstruierten aber unwichtigen Details, weit hinter früheren Erfolgen.