Rezension

Diese Marionettenbühne bietet kein großes Theater sondern enttäuschende Lesekost.

Der Marionettenspieler - Senta Meyer

Der Marionettenspieler
von Senta Meyer

Bewertet mit 3 Sternen

Marionetten-Theater ohne Applaus.

„Innerhalb von 25 Stunden verschwanden 9 Kinder spurlos in Berlin. Niemand hatte irgend etwas bemerkt, es gab keinerlei Hinweise auf Tatverdächtige, es wurden weder Forderungen durch einen Entführer gestellt noch gab es Anhaltspunkte über den Aufenthaltsort der Verschwundenen.“

Diese erschreckende Tatsache sollte nicht der einzige Grund sein, warum das junge Spezialistenteam seine Ermittlungen aufnimmt. Fünf hervorragende, qualifiziert ausgebildete Fachleute unter ihrer nicht alltäglichen Chefin Jenny übernehmen diesen höchst beunruhigenden Fall, der sich durch weitere Kindesentführungen in kurzer Zeit über ganz Europa ausbreitet. In höchster Eile versucht diese Sondereinheit Licht ins Dunkel zu bringen. Ihre unglaublichen Methoden, die nicht nur auf wissenschaftlichen Erkenntnissen beruhen, sind ungewöhnlich und suspekt und lassen die örtliche Polizei mit ihren normalen, routinierten Arbeiten relativ unfähig erscheinen. Die Recherchen, die Jenny mit ihrem „Kriminal-Ensemble“ durchzieht, scheinen von Erfolg gekrönt zu sein und führen zu einem eiskalt geplanten Komplott, das mittlerweile über 70 Jahre zurückliegt und dessen Vollendung eine neue Welt verheißt. Ein perfider Plan soll in die Tat umgesetzt werden, und die Zeit läuft den Ermittlern davon.

Das Krimi-Debüt der Autorin zeigt ein ungewöhnliches Gesicht. Zum Einen ist es eine bunte Mixtur aus Anlehnung an diverse amerikanische Serien und Aspekten aus Fantasy-Lektüren, zum Anderen die Behandlung eines spannenden Themas, dessen Leitgedanke eine Menge Potential bereit hält, aber leider nicht mit den Protagonisten und ihrer Darstellung harmoniert.

Das häufig in Zigarettenrauch gehüllte, coole Team, angeführt von Chefin Jenny, nennt offensichtlich ein erhebliches Maß von Intelligenz sein eigen, besitzt äußerlich und innerlich einfach alles, was ein toughes „Crime-Sextett“ so haben muss, damit man gar nicht auf die Idee kommt, die Logik seines Handelns in Frage zu stellen. Wer sonst als Jenny könnte eben mal einen Satelliten zur Überwachung anfordern und würde ihn auch bekommen oder wäre in der Lage super brauchbare Infos aus einem „Höllenstuhl“ zu gewinnen, wenn nicht vorher bereits das körpereigene „Magen-Orakel“ die erforderlichen Tips gegeben hätte? Dem Leser möge bitte nach wenigen Seiten klar sein, dass er auch die sehr lockere, unkonventionelle Sprache nicht als Manko betrachten sollte, sondern eher als Zeichen jovialer Forschheit und Dynamik, damit auch die recht schnoddrige Wortwahl nicht zur Niveaufrage wird. Vielleicht war man sich allerdings des Leserzuspruchs nicht absolut sicher, denn das Eigenlob des Teams wurde an vielen Stellen durch seine Häufigkeit recht lästig. Auch die verliebte Tändelei, die trotz bedrückender Ermittlungserkenntnisse kreuz und quer zwischen den „Soko-Mitgliedern“ im Gange war, wäre nicht als fehlend empfunden worden, wenn man darauf verzichtet hätte.

Im Gegensatz dazu gibt es eine Menge Positives in diesem Buch, das mit Sicherheit zum berechtigten Ausdruck gekommen wäre, wenn man es dem richtigen Genre zugeteilt hätte. Diese Methode aber, möglichst viel miteinander zu mischen, um damit „favorites“ in alle Richtungen abzudecken, hat meiner Ansicht nach diesem Debüt geschadet und ihm nicht zu dem Platz verholfen, den es auf Grund seiner Thematik hätte einnehmen können.

Somit kann ich keine Leseempfehlung aussprechen, weil ich leider nur erheblich geschmälerten Lesegenuss erlebt habe.