Rezension

Diese Reise nach Brünn, Tschechien, ist eine Spurensuche nach der Kriegsvergangenheit – bewegend!

Dein Schweigen, Vater -

Dein Schweigen, Vater
von Susanne Benda

Bewertet mit 4 Sternen

Die längst erwachsenen Kinder des bereits verstorbenen Paul Lustig machen eine für sie wichtige Reise nach Brünn, wo ihr Vater bis zum 12. Lebensjahr aufwuchs. Sie fragen sich: Kann man vorwärtskommen, indem man zurückgeht in diese wohl beklemmenden Orte der Vergangenheit? Könnte es eine Reise zur eigenen Vergangenheitsbewältigung und traurigen Sinnsuche mit privaten Orientierungsproblemen und schlechtem Gewissen für Maria und Uli selbst werden?
Geschichtlich belegt ist der Brünner Todesmarsch vom 12. Mai 1945 von 27.000 deutschstämmigen Bewohnern dieser Stadt bis an die österreichische Grenze, ohne Verpflegung, eine sehr wilde Vertreibung. Paul überlebt und kommt mit 14 Jahren in Wien bei seiner Tante an nach dem Verlust seiner Großeltern und auch seiner Mutter. Ihm ist es nicht möglich, über die in ihm fortlebenden traumatischen Zustände zu sprechen oder zu schreiben, denn er möchte sie verdrängen, vergessen und verharrt dafür lieber in tiefer Traurigkeit und Einsamkeit. Seine erwachsenen Kinder fragen sich nach seiner Beerdigung nun: Wer war ihr Vater? Konnte oder wollte er nichts über sein junges Leben erzählen, ohne dass alte Wunden aufbrechen, die scheinbar nie heilen können.
Besonders der Schluss mit Pavel hat mich sehr berührt. Ich bewundere den besonders einfühlsamen Schreibstil der Autorin.

Kommentare

Bartie kommentierte am 27. Juli 2022 um 16:13

Das Buch steht auf meiner Wunschliste. Die Leseprobe hat mir sehr gefallen. Sehr bewegende Geschichte!