Rezension

Diesen Humor muss man mögen

Hühner Voodoo - Hortense Ullrich

Hühner Voodoo
von Hortense Ullrich

Bewertet mit 5 Sternen

Inhalt:
Der Finanzverwalter von Gwendolyn Herzog von Wohlrath ist mit all ihren Geld auf und davon, was macht eine einst wohlhabende Frau nun? Sie wird selbstständig, eröffnet eine psychologische Praxis. Ob sie die davor notwendigen Qualifikationen besitzt? Natürlich nicht, aber es ist noch lange kein Hindernis, weil ein Patient ist längst gefunden: Frederick Ackermann, Enddreißig, Bestatter. Sein Problem ist, sagen wir einmal, sehr speziell – in dem Moment, wenn er einer Frau einen Heiratsantrag macht, sterben selbige. Nachdem schon die dritte Freundin das Zeitliche gesegnet hat, beschließt Frederick sich Hilfe zu holen – bei Gwendolyn.
Sie hält ihn für verrückt, klingt die Geschichte doch auch so, doch als es erneut zu einem Todesfall kommt, bemerkt sie den Ernst der Lage und nimmt sich der Situation an. Und das Hühner Voodoo? Ja, dass findet noch seinen ganz besonderen Platz in dieser außerordentlichen skurrilen Geschichte.

Meine Meinung:
Es soll nicht gemein klingen, aber ich denke, bei diesem Buch gehört die Logik einfach ausgeschalten. Der gesunde Menschenverstand ist fehl am Platz, es ist einfach eine zu skurrile und abenteuerliche Geschichte, um ihr viel Glaubwürdigkeit abzugewinnen. Diese Tatsache muss nicht immer negativ behaftet sein, überhaupt nicht, macht man sich frei von Zwängen, dann erlebt man ein abenteuerliches Buch, was eine besondere Reise bereithält.

Angesprochen hat mich das Buch, wegen den psychologischen Aspekt, aber der ist eigentlich nur in der Tatsache vorhanden, dass sie Gwendolyn als Therapeutin ausgibt, ansonsten ist auf psychologischer Ebene nicht viel los, deswegen sollte man da die Erwartung niedrig halten, vielmehr geht es um die Absurdität einzelner Charaktere. Gwendolyn wurde mir das ganze Buch über nicht sympathisch, was aber keinen Abbruch darstellt, gerade weil man sie nicht leiden kann, weil ihre Dreistigkeit unverfroren ist, gerade deswegen liebt man die Geschichte. Sie ist überspitzt, in jedem Detail, aber da kommt wieder der Verstand ins Spiel, welchen man ausschalten sollte.

Frederick Ackermann ist ein hilfloser, kleiner Tropf, zumindest wollte ich ihn einfach nur in den Arm nehmen und trösten, glaubt er doch selbst, auf Grund seines Berufes kaum Chancen bei Frauen zu haben und erhält er doch mal eine Chance, stirbt die Freundin beim Versuch eines Heiratsantrages. Es ist schon traurig, obwohl, mit den Todesfällen ging er mir ein bisschen zu locker um, zumindest hat er sich nach dem Letzten doch relativ schnell wieder verliebt. Ist jetzt kein großes Drama, aber doch etwas, was einem auffällt. Bernadette ist ein Herzstück und auch verantwortlich für den Buchtitel. Sie praktiziert Hühner Voodoo, was wie erwähnt, in der Geschichte eine eigene Stellung einnimmt, die aber nicht so umfangreich ist, sondern nur einen kleinen Nebenstrang bildet.

Actionreich ist Hühner Voodoo nicht, es hat seine kleinen Spannungselemente, aber großes Kino stelle ich mir anders vor. Auch diese Tatsache schwächt das Buch nicht, weil mich der Schreibstil wahnsinnig gefesselt hat, er ist simple, leicht lesbar und absolut in den Bann ziehend. Nebenher ist es auch der Humor, der genau meiner etwas sarkastischen Seite entsprochen hat – nicht jedermann wird etwas damit anfangen können, was verständlich ist, deswegen vielleicht zuerst die Leseprobe lesen und selbst entscheiden, ob es den eigenen Witzgenre entspricht.

Keine gute Wahl ist der Klappentext, da er einfach viel zu viel verrät. Mir persönlich fiel es nicht so auf, aber andere Leser stießen mich darauf und letztlich muss ich ihnen Recht geben, eigentlich verrät er die komplette Geschichte, was nicht besonders praktisch ist, mir aber nicht das Lesevergnügen verhagelt hat, da ich einfach vom Schreibstil und den Charakteren vollkommen eingenommen war.

 Fazit:
Mit Logik braucht man dieser Geschichte nicht kommen, sie lebt von der Absurdität der einzelnen Persönlichkeiten. Auf diese Reise muss man sich einlassen können, was gar nicht mal so leicht ist, doch gelingt es einen, dann wird man mit einem herrlich skurrilen Buch belohnt, was einen schöne Lesestunden bereitet.