Rezension

Dieser Jugendroman bietet mehr als die Geschichte der Liebenden, die nicht zusammenfinden …

Sternschnuppenträume - Julie Leuze

Sternschnuppenträume
von Julie Leuze

Svea und Nick – eine Liebe, die nicht sein darf …

Svea lebt mit ihrem Vater in einem kleinen Häuschen auf einer norddeutschen Insel. Die beiden müssen nicht nur mit den sehr einfachen Verhältnissen zurechtkommen, sondern auch mit der fehlenden Mutter, die beide vor kurzer Zeit verlassen hat. Für Sveas Vater ist mit ihrem Verschwinden eine Welt zusammengebrochen, und es scheint, dass sie einen Teil von ihm mitgenommen hat. Er ist lethargisch und raucht eine Zigarette nach der anderen und versucht für die Öffentlichkeit verzweifelt den Schein einer intakten Familie zu wahren. Für Svea ist die Situation daheim daher nur schwer zu ertragen. Ein ganz besonderer Rückzugsort ist für sie die Seehundstation, die sie neben der Schule tatkräftig mit ihrer ehrenamtlichen Arbeit unterstützt.

Nick hingegen scheint alles zu haben, was man sich nur erträumen kann. Er ist beliebt, sieht gut aus und stammt aus einem reichen Elternhaus. Doch sein Leben gleicht eher einem Albtraum. Er hat niemanden, dem er seine dunklen Geheimnisse anvertrauen kann. Als die beiden sich durch Zufall bei einer Strandparty unter dem Sternschnuppenhimmel kennenlernen, gibt es einen kurzen Moment, der beiden sagt, dass sie etwas Besonderes verbindet. Doch dieses Gefühl hält nur kurz an, denn so etwas wie wahre Liebe können sich beide in ihrer gegenwärtigen Situation nicht erlauben.

Zum Teufel mit den Fehlern meiner Eltern, zum Teufel mit meiner Furcht, zum Teufel mit meinen düsteren Vorahnungen! Ich, und nur ich, bin die Gestalterin meines Schicksals. Ich bin kein Opfer und keine Marionette, ich hänge nicht an Fäden, die mich schwach und hilflos durch die Welt stolpern lassen. Ich bin frei. – Seite 331 –

Dieser Jugendroman bietet mehr als die Geschichte der Liebenden, die nicht zusammenfinden …

Sternschnuppenträume von Julie Leuze erinnert beim Lesen ein wenig an die zwei Königskinder, die aufgrund der äußeren Umstände einfach nicht zusammenkommen. Soweit mag dieser Jugendroman vielleicht noch nichts Besonderes sein, doch Julie Leuze erschafft eine realistische Welt, die gleichermaßen faszinierend und beklemmend ist. Beklemmend sind vor allem die Umstände, in denen die beiden Jugendlichen leben. Nach außen hin wahren die Familien den Schein, doch im Inneren sind sie so zerrüttet, dass die Bezeichnung Familie eigentlich schon nicht mehr zutrifft.

Doch sobald sich Svea und Nick begebenen dürfen wir Leser für beide auf bessere Zeiten hoffen, schließlich wird in der Sternschnuppennacht auf der Party mehr als deutlich, dass zwischen den beiden etwas ganz Besonderes in der Luft liegt. Doch das Leben ist nicht so einfach – nicht in unserer Welt und nicht in der Welt der beiden. Und so verhindert das familiäre Unglück das jugendliche Liebesglück. Dabei wünscht man beiden nichts sehnlicher, denn meiner Meinung nach sind die jugendlichen Charaktere dieses Romans ganz besonders liebenswert.

Bei Svea wird bereits auf den ersten Seiten deutlich, dass sie für ihr Alter eine ziemlich schwere Last auf den Schultern zu tragen hat. Ausbrüche wie sie bei anderen Jugendlichen üblich sind, kann sie sich nicht leisten. Mit der Nacht, die sie mit Nick verbindet, übertritt sie bereits eine persönliche Grenze. Doch auch Nick schließt man sofort ins Herz. Auch wenn man in im gerne den gut aussehenden Schwerenöter sehen will, wird schnell deutlich, das er das eben nicht einfach ist. Vielmehr ist er auf der Suche nach etwas ganz Besonderem – etwas, was er in Svea sieht.

Fazit

Sternschnuppenträume von Julie Leuze ist ein realistischer Jugendroman, der besonders durch die zwei äußerst sympathischen Protagonisten zu überzeugen weiß. Der Roman, der abwechselnd aus der Sicht von Svea und Nick erzählt wird, schafft es immer wieder ernste Themen und familiäre Probleme durch kleine Glücksmomente aufzulockern. Am besten gefällt mir jedoch der Punkt, dass Julie Leuze Jugendlichen aus möglicherweise ebenfalls betroffenen Familien auf sanfte Art vermittelt, das sie nicht alleine sind und sich nicht für ihre zerrütteten Familienverhältnissen schämen müssen.