Rezension

Dieser Teufel ist unsterblich

Der Teufel von New York - Lyndsay Faye

Der Teufel von New York
von Lyndsay Faye

Bewertet mit 5 Sternen

Ein wirklich toller historischer Roman von einer bemerkenswerten Autorin.

Timothy Wilde hat als Kind seine Eltern im Feuer verloren. Seit er 17 ist, schlägt er sich als Barmann durchs Leben. Als er 1845 bei einem Großbrand in New York sein gesamtes Hab und Gut verliert und nur mit entstelltem Gesicht den Flammen entkommt, steht er vor dem Nichts. Widerwillig nimmt er den Job an, den ihm sein Bruder besorgt und wird Mitglied der soeben gegründeten ersten Polizei von New York. Das NYPD ist zunächst ein zusammengewürfelter Haufe von zwielichtigen Gestalten, von den meisten Bürgern nicht gern gesehen. Als Timothy über ein kleines blutüberströmtes Mädchen stolpert, geraten die Dinge aus den Fugen. Er beginnt in dem Fall Nachforschungen anzustellen und entdeckt die Gräber von 19 Kinderleichen, die alle kreuzförmig aufgeschnitten sind. Polizeichef John Washington Matsell erkennt, welch genialen Ermittler er in seiner Truppe hat und überträgt Timothy den brisanten Fall.

Das ist die Geschichte im Vordergrund. Im Hintergrund aber tobt in New York ein ganz anderer Krieg. In Scharen überschwemmen die Iren, die vor dem Hungertod im eigenen Land flüchten, die Stadt. Das bringt die üblichen Probleme, wie bittere Armut, Prostitution, katastrophale hygienische Zustände und die damit einhergehenden Krankheiten mit sich. Noch schlimmer aber ist der Hass gegen die Fremden und deren Religion, den Katholizismus.

Dieses Buch ist großartig. Brillant recherchierte historische Fakten in eine Geschichte verpackt, die so spannend ist wie ein Krimi, so anrührend wie ein Drama und so gefühlvoll wie ein Liebesroman. Mit einer fast unheimlichen Sogwirkung wird man in die Geschehnisse hinein gezogen und von der Geschichte mitgerissen. Ein großes Lob auch an die Übersetzerin, die versucht hat, die Gaunersprache „Flash“ ins Deutsche zu übersetzen. Ein Glossar befindet sich am Ende des Buches.

Die Personen, allen voran Timothy Wilde, seine Freundin Mercy, sein Bruder Val und die kleine Bird sind so lebendig und glaubhaft, als wären es gute Bekannte. Es ist Lyndsay Faye gelungen den historisch belegte Polizeichef John Washington Matsell sehr charismatisch und überzeugend darzustellen und auch den wahrscheinlich ersten Forensiker, den Holländer Piest, fand ich großartig. Alle Figuren sind verständlich charakterisiert und alle Motive kann man nachvollziehen. Das ist eine grandiose Leistung, hier kennt sich jemand mit den Höhen und Tiefen der menschlichen Charaktere nicht nur sehr gut aus, sondern kann das auch noch den Lesern unterhaltsam vermitteln.

Am meisten hat es mich aber beeindruckt, wie es Lyndsay Faye gelungen ist, ein so brisantes und leider immer noch aktuelles Thema in einen historischen Roman zu verpacken. Denn der Teufel von New York ist immer noch lebendig. Er wirft sich nur in jeder Generation ein anderes Mäntelchen über, sammelt neue Anhänger um sich und macht einfach weiter, wie gehabt.

Fazit: Ein wirklich tolles Buch von einer bemerkenswerten Autorin.