Rezension

Dieser Weg, wird kein leichter sein

Train Kids
von Dirk Reinhardt

Bewertet mit 5 Sternen

== Buchrückentext: ==

Fernando hatte sie gewarnt: "Von hundert Leuten, die über den Fluss gehen, packen es gerade mal drei bis zur Grenze im Norden und einer schafft's rüber."

Zu fünft brechen sie auf: Miguel, Fernando, Emilio, Jaz und Ángel. Die Jugendlichen haben sich erst vor Kurzem kennengelernt, aber sie haben ein gemeinsames Ziel - es über die Grenze in die USA zu schaffen. Wenn sie zusammenhalten, haben sie vielleicht eine Chance. Vor ihnen liegen mehr als zweieinhalbtausend Kilometer durch ganz Mexiko, die sie als blinde Passagiere auf Güterzügen zurücklegen. Doch nicht nur Hunger und Durst, Hitze und Kälte sind ihre Gegner. Auf den Zügen herrschen eigene Gesetze und unterwegs lauern zahlreiche Gefahren: Unfälle, Banditen, korrupte Polizisten, Drogenhändler und Menschenschmuggler. Werden sie ihr Ziel im Norden erreichen?

== Leseeindrücke: ==

Dieser Jugend- und Erwachsenenroman des Autors Dirk Reinhardt entspricht Begebenheiten, wie sie tatsächlich passieren, passiert sein könnten und so oder ähnlich immer wieder geschehen werden: Junge Menschen auf der Suche nach Freiheit und Glück und einer besseren Welt.

Wir lernen zu Beginn des Romans die fünf Train Kids kennen: Miguel, Fernando, Emilio, Jaz und Ángel. Irgendwie wirken alle unterschiedlich, aber doch so ähnlich. Und alle haben dasselbe Ziel. Tajumulco, die Stadt am Fluss, in der sich alle treffen, die über die Grenze nach Mexiko wollen bis in die USA. Alle haben den Traum von Freiheit und Glück und Familie.

Emilio ist aus Honduras, Ángel stammt aus Guatemala, Jaz (Jazmina) ist aus El Salvador (ein Mädchen, das sich als Junge verkleidet hat). Fernando aus El Salvador will zu seinem Vater nach Texas. Miguel will seine Mutter suchen, lässt seine Schwester Juana zurück. Ángel ist erst 11 oder 12 J. so alt wie mein jüngster Sohn. Bei der Vorstellung, dass er auf Zügen durch halb Südamerika reist, mir wird ganz schwindelig. Auf ihrer gemeinsamen Reise erleben diese Jugendlichen, die zwar recht unterschiedlich sind, aber in ihrem Zusammenhalt doch sehr ähnlich viel bedrohliche Momente und begegnen menschen, die es nicht immer gut mit ihnen meinen. Wir bekommen ständig vor Augen gehalten, wie beschwerlich diese Reise ist und mehr als nur ein Abenteuer, sondern der blanke Kampf ums Überleben und Ankommen.

Die Umgangssprache der Jugendlichen gefällt mir sehr gut und erscheint mir passend und empfinde ich die vielen Dialoge als sehr lebhaft. Ebenso, dass aus der Ego-Perspektive berichtet wird.

Die Karte zu Beginn des Buches macht uns Leser im Vorfeld schon deutlich, welche wahnsinnige Strecke diese Jugendlichen zurücklegen wollen/ werden.
Zweieinhalbtausend Kilometer ist ja schon eine Zahl...

Die Geschichte wirkt sehr lebendig, aber eben auch sehr traurig und furchterregend. Der Schreibstil ist leicht verständlich, den durchaus auch jüngere Leser lesen könnten. Auch die Schrift empfinde ich als angenehm und augenfreundlich groß.

Da mein Mann ja selbst in Südamerika geboren und aufgewachsen ist und in ganz Süd- und Mittelamerika arbeitet, bewegt mich diese Thematik sehr, obwohl ich noch nie von diesen Train Kids bis zu dieser Buchvorstellung gehört hatte. Der Buchtrailer ist sehr aufschlussreich und vermittelte mir den Eindruck einer sehr guten Recherche. Das Cover ist einfach nur passend: Ein typisch mexikanisches Jungengesicht, das traurig und mit Fernweh dem Zug hinterhersieht....

Ein großes Lob auch an das Nachwort über die Realität solcher Reisenden und die Hilfe zur Aussprache spanischer Laute. Insgesamt verteilen sich die Kapitel auf 320 Seiten, die sich kurzweilige und fesselnd lasen. Sehr gerne vergebe ich für diesen Roman 5 von 5 Sternen

©esposa1969