Rezension

Dieses Buch hat mich sehr bewegt!

Nur einen Horizont entfernt
von Lori Nelson Spielman

Bewertet mit 5 Sternen

Hannah hat von Fiona vor zwei Jahren einen „Versöhnungsbrief“ mit zwei Steinen erhalten. Sie bittet in diesem Brief um Entschuldigung für die Kränkungen und Demütigungen, die sie Hannah in der gemeinsamen Schulzeit zugefügt hatte. Ist Hannah bereit diese Entschuldigung anzunehmen, soll sie einen Stein an Fiona zurücksenden. Den anderen Stein wiederum soll sie selbst nutzen, um diesen an eine Person zu schicken, bei der sie sich entschuldigen möchte.
Hannah hat diesen Stein nicht zurück geschickt, aber sie hat den Brief aufgehoben. Nun als in ihrem eigenen Leben wichtige Veränderungen anstehen könnten, erinnert sie sich daran und entscheidet sich, diesen Stein zurückzusenden. Aber ich denke, sie hat ihr nicht vergeben, dazu sind die Vorwürfe viel zu groß. Nein, sie will Fiona benutzen für ihre Fernsehsendung um mit ihr genau darüber zu sprechen und vielleicht auch die Schuld von Fiona noch einmal anzuprangern.
Mit dem zweiten Stein macht Hannah es sich ziemlich einfach und gibt diesen an Dorothy einer guten alten Freundin, die auf Grund einer Krankheit ins Heim gehen musste. Dorothy jedoch sagt, dass es so nicht funktioniert – der Stein sollte an Hannahs Mutter sehen.

Mit diesen „Versöhnungssteinen“ wird im Buch eine Lawine in Gang gesetzt. Hannah, die vor einer möglichen Jobveränderung steht, will diese Steine benutzen als Chance auf eine neue Fernsehsendung mit ihr. Das es letztlich anders kommt, als Hannah sich das gedacht hat und auch ich habe während des Lesens nicht mit dieser Entwicklung gerechnet, konnte niemand ahnen. Die Lawine trifft letztlich nicht nur Hannah, sondern auch Dorothy und viele der Freunde von Hannah. Letztlich geht es aber vorwiegend um Hannah und deren Entwicklung. In dieser Lawine der Versöhnungssteine wird Hannah von den Ereignissen überrollt. Hannah erlebt in dieser Phase, das schlimmste, was man sich als Mensch vorstellen kann. Sie wird manipuliert, benutzt, betrogen und hintergangen von Menschen, die ihr zum Teil nahestehen und auch von den Kollegen. Es geht um Machtkampf und auch um das Ausbooten von Konkurrenten und Kollegen. In den einzelnen Phasen gab es die eine oder andere Situation, in der ich mich gefragt habe, warum macht sie das, warum vertraut sie denjenigen? Ich habe Hannah ins Unglück rennen sehen und konnte leider nicht mithelfen, sondern nur hilflos weiterlesen.

Es geht aber auch um Freundschaft, Vertrauen und den Umgang mit der Wahrheit. Ist es immer gut und richtig, eine Unwahrheit, die viele Jahre vorher gesagt wurde, oder die geschehen ist, richtig zu stellen? Muss man Jahre später alles richtig stellen? Ist der Schaden, der durch die Richtigstellung angerichtet wurde, nicht vielleicht noch viel größer? Kann man diese Unwahrheit verzeihen? Hier kam ich zu dem Punkt, wo ich plötzlich auch über mich nachdenken musste. Wie würde ich damit umgehen? Was habe ich verkehrt gemacht?

Das Buch ist so wunderbar geschrieben. Ich konnte mich gut in die Protagonistin hineinversetzen und habe mit ihr gelitten. Während des Lesens konnte ich viele Facetten der beteiligten Menschen kennenlernen. Es gibt eben leider nicht nur gute Menschen, die einen unterstützen – sondern gerade in der heutigen Zeit, in der sich jeder behaupten muss, findet gerade im Job oft ein ziemlicher Machtkampf statt. Hier wird mit allen, oft auch unfairen Mitteln gekämpft. Insofern habe ich auch wieder neue Erfahrungen gewonnen, was alles noch möglich sein kann.

Für mich war dieses Buch ein echter Gewinn. Ich bin froh darüber, dass es geschrieben wurde und ich empfehle jedem es zu lesen!