Rezension

Dieses Buch ist herzerwärmend!

Fangirl - Rainbow Rowell

Fangirl
von Rainbow Rowell

Bewertet mit 5 Sternen

Einige Worte zum Inhalt

Cath und Wren sind eineiige Zwillinge – sie verstehen einander, schreiben zusammen Fanfictions über den Zauberlehrling Simon Snow (der in der Fangirl-Welt den Status von Harry Potter einnimmt) und nehmen die Hürden des Lebens gemeinsam. Doch als das erste Semester am College beginnt, hat Wren das Bedürfnis, sich von ihrer Schwester zu lösen; sie möchte das Studentenleben genießen, feiern, trinken und Jungs kennenlernen. Cath ist da ganz anders gestrickt: Sie ist sehr unsicher, geradezu soziophob, und möchte ihre Zeit am liebsten alleine mit dem Schreiben ihrer Fanfiction verbringen. Dass sie sich auf dem Campus ein Zimmer mit einem fremden Mädchen namens Reagan teilen muss, gefällt ihr nicht. Und dass andauernd ein gewisser Levi in ihrem Zimmer herumhängt, gefällt ihr noch viel weniger. Doch Cath merkt schnell, dass es kaum möglich ist, das eigene Herz stetig vor anderen Menschen verschlossen zu halten …

Meine Meinung

Schon kurz nachdem ich mit dem Lesen von Fangirl begonnen habe, habe ich mich unglaublich wohl in dieser von Rainbow Rowell erschaffenen Welt gefühlt. Ich konnte mich vollkommen mit Cath identifizieren und da ein wahres Fangirl in mir schlummert, fand ich es besonders toll, der Welt der Fanfictions in diesem Buch wiederzubegegnen. Da ich selbst lange Zeit Fanfictions geschrieben habe, konnte ich mich in Caths Situation hineinversetzen, ihre Leidenschaft nachempfinden und mich wunderbar auf Simon Snow einlassen. Die Idee, ein eigenes kleines Zaubereruniversum zu kreieren, finde ich sehr gelungen, daher freue ich mich schon jetzt auf Rowells im Oktober erscheinenden Roman Carry On, der sich näher mit Simon und Baz beschäftigt.

Das College-Setting hat in mir ein Gefühl der Geborgenheit ausgelöst, was vielleicht daran liegt, dass ich selbst noch studiere und mich sehr gut an meine Ersti-Zeit und das Hausen im Studentenwohnheim erinnern kann – die Panik vor all den neuen Herausforderungen, den neuen Menschen, die Überforderung beim Suchen von Räumen, Organisieren von Kursen und so weiter. Ich habe mich in diese Zeit zurückversetzt gefühlt und konnte Caths Ängste und Sorgen vollkommen nachvollziehen.

“Will you read this? I think maybe it sucks. Or maybe it’s awesome. It’s probably awesome. Tell me it’s awesome, okay? Unless it sucks.” – S. 77

Die Handlung verläuft ruhig und gemächlich, hat mich aber in keiner Sekunde gelangweilt. Mir hat vor allem die Charakterentwicklung von Cath sehr gut gefallen und ich war immer gespannt darauf, wie es weitergeht, weil es mich praktisch in das Buch hineingezogen hat. Ich konnte mir alles wunderbar vorstellen, denn Rowell hat einen sehr angenehmen, fließenden und von viel Humor geprägten Schreibstil, den ich schon nach wenigen Kapiteln sehr bewundert habe. Sie schreibt mit einer Leichtigkeit, die während des Lesens auf mich abgefärbt hat – jedenfalls habe ich mich immer leicht, entspannt und glücklich gefühlt, hihi.

“Look at you. You’ve got your shit together, you’re not scared of anything. I’m scared of everything. And I’m crazy. Like maybe you think I’m a little crazy, but I only ever let people see the tip of my crazy iceberg. Underneath this veneer of slightly crazy and socially inept, I’m a complete disaster.” – S. 192

Rainbow Rowell hat die Liebesgeschichte in Fangirl sehr geschickt konstruiert und perfekt umgesetzt. Nicht übertrieben, aufgesetzt und unrealistisch, sondern herzallerliebst und subtil. Ich konnte wirklich kaum genug davon bekommen und habe mich – was mir überhaupt nicht ähnlich sieht – auf jede der süßen Szenen gefreut!

Auch die Familienproblematik, die sich in Form der getrennt lebenden Eltern der Zwillinge auftut, wurde hervorragend und authentisch aufgearbeitet. Gewünscht hätte ich mir vielleicht noch ein intensiveres Gespräch zwischen Cath und ihrer Mutter, um reinen Tisch zu machen. Es ist jedoch wiederum realistisch, dass dies nicht passiert – das Leben läuft nun einmal nicht wie in Büchern, und das hat Rowell eindrucksvoll bewiesen.

Die Charaktere sind Rowell ausgesprochen gut gelungen. Sie sind vielschichtig, durchdacht und (zum größten Teil) sympathisch. Sie haben sich angefühlt wie echte Menschen mit echten Wünschen, Träumen, Sorgen und Eigenarten. Das fand ich sehr schön, vor allem Levi hat mein Herz im Sturm erobert. Cath ist fantastisch und liebenswürdig, ich mochte sie von der ersten Seite an und habe sie nach Beenden des Buches direkt vermisst. Ihre Zwillingsschwester Wren war mir lange unsympathisch, konnte meine Zuneigung jedoch zum Ende hin zurückerobern. Und Reagan, Caths Mitbewohnerin, ist sowieso genial und der perfekte Ausgleich zu Cath.

Fazit

Fangirl habe ich mit Sicherheit nicht zum letzten Mal gelesen. Es ist eine tolle Geschichte, die einen Blick hinter die Fassade wagt und nicht vor ernsten Themen zurückschreckt. Die Autorin schafft es, komplexe Themen und die Innenwelt der Protagonistin stimmig und überzeugend rüberzubringen und zugleich Leichtigkeit und Humor zu bewahren, die die Geschichte auflockern. Einfach genial!