Rezension

Dieses Buch macht Mut

Die Frau, die frei sein wollte - Hera Lind

Die Frau, die frei sein wollte
von Hera Lind

Bewertet mit 4 Sternen

Die 17jährige Selma ist glücklich mit ihrem Verlobten Ismet und freut sich auf die baldige Heirat. Doch eines Tages passiert etwas Schreckliches. Sie wird von Orhan entführt, verliert dadurch ihre Ehre und muss von nun an bei ihm bleiben. Aber Selma lässt sich nicht unterkriegen. Hera Lind war mir bisher nur von ihren Unterhaltungsromanen bekannt. Dieses Buch unterscheidet sich sehr davon. Die Autorin hat ein sehr ernstes Thema aufgegriffen und erzählt uns die grausame und wahre Geschichte einer jungen Türkin. Schonungslos und schockierend. Einfach unvorstellbar!   Das Buch liest sich zwar leicht, lässt den Leser aber nur als Beobachter an der Geschichte teilhaben. Die Autorin hält uns mit ihrem fast nüchternen Schreibstil auf Distanz und das ist gut so, denn mehr würde man wohl nicht ertragen. Der Gedanke daran, dass es sich um eine reale Begebenheit handelt, ist schon schlimm genug und kaum auszuhalten. Interessant sind vor allem die Ausführungen, was Religion und Gebräuche betrifft, denn obwohl Selma in einer eher modern denkenden Familie aufgewachsen ist, wird sich hier dann doch wieder auf "alte Traditionen" besonnen. Was für eine Scheinheiligkeit! Für Selma ist dies der Beginn eines jahrelangen Martyriums, bei dem sie kaum Hilfe aus der Familie bekommt. Sie wird ständig psychisch und physisch gebrochen und lebt in permanenter Angst. Umso erstaunlicher ist ihre Kraft und Willensstärke. Wieviel Mut muss eine Frau haben, dies auszuhalten? In all seiner Grausamkeit gibt uns die Geschichte aber auch ein wenig Hoffnung. Denn Selma hat sich befreit und ich hoffe, dass sie jetzt ein Leben ohne Angst führen kann.  ü