Rezension

Dieses Buch macht wütend und unsagbar traurig

Wo Frauen nichts wert sind - Maria von Welser

Wo Frauen nichts wert sind
von Maria von Welser

Bewertet mit 5 Sternen

Ehrlich gesagt hat mich dieses Buch ganz schön betroffen und nachdenklich gemacht. Was hier geschrieben steht geschieht tatsächlich heute, im 21. Jahrhundert. Es gibt Länder, in welchen Frauen weder was wert sind noch wo sie sicher sind. Abtreibungen, Vergewaltigungen, Unterordnungen und Genitalverstümmelungen sind nur ein Teil dieses schrecklichen Ausmaßes.

Maria von Welser hat in ihrem Buch „Wo Frauen nichts wert sind“ sich auf die Suche gemacht. Nach Frauen, die ohne Rechte und ohne Macht dem Terror ihres Landes ausgesetzt sind.

Die erste Reise führt nach Afghanistan. In diesem kriegsgebeutelten Land werden Frauen als Handelsware angesehen. Bedingungslos müssen sie ausführen, was der Mann und auch die Religion fordert. Oftmals schon mit unter 16 Jahren Zwangsverheiratet sind sie schutzlos ihrem Mann und dessen Familie ausgeliefert. Vergewaltigungen und Gewalt sind an der Tagesordnung. Und selbst die Steinigung als Strafe steht erneut zur Disskusion, ob diese wieder offiziell eingeführt wird.

Weiter geht es nach Indien. Nach Afghanistan ist Indien das zweitgefährlichste Land für Frauen auf der Welt. Mädchen werden oftmals abgetrieben, misshandelt, zwangsverheiratet, geschlagen und vergewaltigt. Die Massenvergewaltigung der jungen Studentin im Dezember 2012 war ja in allen Medien. Alle 3 Minuten wird in Indien ein Verbrechen an einer Frau begangen. Wer hier abends noch alleine unterwegs ist hat nichts zu lachen. Obwohl seit vielen Jahren die Mitgift verboten ist, sterben jedes Jahr Frauen aufgrund von Mitgiftstreitigkeiten.

Im dritten Teil nimmt uns Maria von Welser mit in den Kongo. Hier herrscht seit vielen Jahren Krieg. Ganze Dörfer werden ausgelöscht, Frauen auf bestialische Weise vergewaltigt und verschleppt. Die Frau ist in diesem Krieg das Druckmittel, sie sind die Waffen. Und alles nur wegen den begehrten Bodenschätzen. Nicht selten werden Frauen hier gefügig gemacht und als Soldatinen eingesetzt.

Im vierten Buch können wir teilhaben an einer uralten Tradition, welche bis heute auf der ganzen Welt ausgeführt wird. Die Rede ist hier von den Genitalverstümmelungen an Frauen, welche oftmals schon im Kindesalter durchgeführt wird. Es gibt fünf verschiedene Arten, die pharaonische Beschneidung ist davon die schlimmste. Unfassbar für mich ist auch, dass Frauen diese Tat an Frauen ausführen. Die Frauen haben ihr ganzes Leben lang Schmerzen. Beim Urinieren, während der monatlichen Regel, beim Geschlechtsverkehr und bei der Geburt. Häufig treten Komplikationen auf, die nicht selten zum Tod führen.

Zum Schluss berichtet die Autorin noch über die Massenvergewaltigungen in Bosnien. Auch hier mussten die Frauen unsagbares Leid über sich ergehen lassen und sind teilweise noch heute traumatisiert.

Zum Glück gibt es immer mehr Frauen, welche den Mut haben ihrem Schicksal eine Stimme zu geben. Nur so können langfristig Änderungen herbeigeführt werden. Aber eines ist mir klar, bis dahin ist es noch ein langer Weg. Und ich hoffe doch sehr, dass diese Frauen nicht müde werden zu kämpfen und wertvolle Unterstützung erhalten.

Das Buch ist sehr flüssig geschrieben. Obwohl es vollbepackt mit Informationen ist, hat es doch eher den Charakter eines Romans. Aufgelockert wird die ganze Lektüre durch einige Farbfotos, so dass ich mir vieles noch besser vorstellen konnte. Zwischendurch kommen immer mal wieder „starke Stimmen“ zu Wort und wir erhalten Einblick in eine kleine Lebensgeschichte.

Fazit

Dieses Buch sollte jeder von uns lesen. Denn Wissen ist Macht! Und je mehr Macht wir alle haben desto mehr können wir bewegen. Egal ob Mann oder Frau. Diese Lektüre macht nicht nur wütend sondern auch dankbar. Dankbar dafür, dass ich in einem zivilisierten und modernen Land leben darf.