Rezension

Dieses Buch stellt den Boden als das zentrale Element für die Kohlenstoffbindung endlich in den Mittelpunkt

Rettet den Boden! - Florian Schwinn

Rettet den Boden!
von Florian Schwinn

Bewertet mit 5 Sternen

Florian Schwinn, Rettet den Boden. Warum wir um das Leben unter unseren Füßen kämpfen müssen, Westend 2019, ISBN 978-3-86489-242-4

 

Alle reden über das Klima. Es geht in der aktuellen, stellenweise ins Katastrophische abgleitenden Debatte in der Öffentlichkeit und zunehmend in der Politik um die unterschiedlichsten Maßnahmen, um das bei der Pariser Klimakonferenz verabredete Ziel der Begrenzung der Erderwärmung zu erreichen.

 

Obwohl immer auch dabei hingewiesen wird auf den enormen Anteil, den die Landwirtschaft durch die moderne Weise ihrer Nahrungsmittelproduktion und des Anbaus an der Veränderung des Klimas hat, ist die Grundlage aller Landwirtschaft, eben auch der biologischen, der Boden und seine Humusschicht, bisher viel zu wenig beachtet worden.

 

Der erfahrene und mit etlichen Umweltpreisen für seine engagierte journalistische Arbeit ausgezeichnete Journalist Florian Schwinn zeigt in seinem hier beim Westend Verlag erschienenen Buch, dass wir dem „Boden unter unseren Füßen“ viel mehr Aufmerksamkeit widmen müssen, denn er ist die Grundlage für alles Leben. Wir leben von dem, was der Boden bereitstellt.

 

Schwinn zeigt sehr verständlich und aufschlussreich, welches unglaubliche Leben in nur einer Handvoll Erde es gibt. Da leben mehr Organismen als es Menschen auf der Erde gibt. Mikroorganismen und Regenwürmer, Asseln, Fadenwürmer, Springschwänze uvm sind die biologischen Arbeiter, die dem Menschen zu einem ertragreichen Boden verhelfen. Haben die Bauern in früheren Zeiten noch dafür gesorgt, dass sich der Humus aufbauen kann (ein Millimeter braucht dreihundert Jahre!), beutet die moderne Landwirtschaft diesen Boden nur noch aus. Die Gülle, die als Dünger ausgebracht wird, reicht nicht, um wirklich Humus aufzubauen, sondern vergiftet den Boden und das Wasser zusehends.

 

Florian Schwinn zeigt engagiert und leidenschaftlich, dass mit dem Aufbau von nur vier Promille Humus mehr pro Jahr auf allen landwirtschaftlichen Flächen der weltweite Kohlendioxidausstoß im Boden gespeichert werden könnte. Eine solche weltweite Vier-Promille-Initiative hatte Gastgeber Frankreich bei der Pariser Konferenz vergeblich vorgeschlagen. Obwohl ich mich ausführlich täglich über verschiedene Pressemedien über die Klimadebatte informiere, war mit diese Tatsache bisher nicht bekannt.

 

Florian Schwinn fordert, diese Bodeninitiative wieder aufzunehmen. Ein sofortiges Umdenken sei nötig im Umgang mit unseren Böden. Nur so kann unsere wichtigste Lebensgrundlage gerettet werden. Gleichzeitig könnte so ein wirklich entscheidender Beitrag geleistet werden zum Klimaschutz und zum Erhalt der Artenvielfalt.

 

Mit einer Humuswende, wie er sie vorschlägt, könnte die Landwirtschaft vom Klimazerstörer zum Klimaretter werden. Leider ist diese dringend nötige und „grund“ legende Wende bisher in der zunehmend aufgeheizten Umweltdebatte um Ausstiegsdaten, SUVs und Flugscham noch nicht in den Blick geraten. Übrigens: ist die Humusschicht erst einmal zerstört, ist auf diesen Flächen auch über Jahrhunderte kein ökologischer Landbau mehr möglich.

 

Vielleicht hilft eine grüne Regierungsbeteiligung nach der nächsten Wahl, die uns wohl schneller bevorsteht, als manche denken, der Humuswende den nötigen politischen Schub zu geben und ihre Umsetzung einzuleiten.

 

Dieses Buch stellt den Boden als das zentrale Element für die Kohlenstoffbindung endlich in den Mittelpunkt.