Rezension

dieses Buch und ich werden wohl keine Freunde

Das schöne Leben und der schnelle Tod - Michael Wildenhain

Das schöne Leben und der schnelle Tod
von Michael Wildenhain

Bewertet mit 1 Sternen

Der Klappentext zu diesem Buch sowie die Tatsache, dass der Autor unter anderem Theaterstücke schreibt, haben mich von Anfang an neugierig gemacht.
Die Geschichte um Mozart, Luzius, Gabor und Fee klingt dunkel, perfide und spannend und so begab ich mich auf die Suche nach den Hintergründen der Story, des Geheimnisses der angekündigten Rache und der dunklen Inszenierung.

Zuerst sind mir zweierlei Details aufgefallen.
1. die Geschichte lebt von seiner düsteren, bedrohlichen Stimmung, die bereits in den ersten Zeilen deutlich zutage tritt.
2. der Schreibstil des Autors lässt an seiner Affinität zum Theater keinerlei Zweifel
Beides sind Dinge, die mir sehr gut gefallen haben, auch wenn ich mir vorstellen kann, dass nicht jeder diesen künstlerisch, poetisch angehauchten Stil mögen wird. Ich persönlich fand ihn eigentlich gelungen, bis ich mich nach und nach an immer mehr Kleinigkeiten gerieben habe. Sehr gestört hat mich beispielsweise, dass er seine gehobene Ausdrucksweise immer häufiger mit vulgären Kraftausdrücken und Fäkalsprache mischt. Versteht mich bitte nicht falsch, ich kann beides sehr gut ab! Aber eben nicht permanent im Wechsel.
Mozart zum Beispiel redet eigentlich nur in lyrischer Form, (was zugegeben nach ein paar Kapiteln für meinen Geschmack recht unglaubwürdig wird. Hierauf komme ich aber gleich noch im zurück.), der Stil ist generell gehoben und im Gegenzug wird ein dickes Mädchen ständig als „Trumm“ oder ähnliches bezeichnet. Leute sind fett, dumm und ständig zieht einer „grüne Rotze“ hoch... Nach einer Weile ist mir diese Mischung ein bisschen auf die Nerven gegangen, sorry! Zumal man versucht hat in das Altmodische ständig neuzeitliches Zeug wie GOT, HP oder HDR einzubinden.

Wie eben angekündigt, hatte ich leider auch ein Problem mit der Glaubwürdigkeit. Lässt man Mozarts Ausdrucksweise mal außen vor, hätten wir da noch Gabor, der einem Mädchen nachsteigt, die das mitbekommt und sich nicht daran stört. Öööhm sorry... Wenn sich ein Junge, den ich seit 2 Tagen kenne aus dem Nichts heraus in meinem Tanzkurs anmeldet, obwohl er in seinem Leben noch nie getanzt hat, dann würde ich das vermutlich weniger romantisch als beängstigend empfinden! Zumal er dauern Stalkerallüren aufweist.
Im Endeffekt ging es mir leider mit allen Charakteren so. Sie wirken durch die Bank übertrieben und stereotyp auf mich. Zwei dämliche Schläger, ein Junge im Vampirstyle namens Luzius, ein reicher Poet, ein feiger Mathenerd und ein wunderschönes, elfengleiches Mädchen namens Fee... Ach ja, nicht zu vergessen eine Mutter, die Putzfrau ist, immer knapp bei Kasse und ständig Loser vögelt um sich danach einen neuen Job suchen zu müssen. Sorry, war mir einfach zu viel Klischee.

Obwohl mir diese Details nicht gefallen haben, war ich natürlich neugierig auf was das Ganze hinausläuft. Aber leider hat mich das Buch auch nach einer Nacht darüber schlafen nicht wirklich überzeugen können.
Letztendlich in Erinnerung blieben mir nur sich wiederholende Sätze, unnötige Nebenstorys mit losen Enden und eigentlich weder was aussagen, noch was zu der Geschichte beitragen -ich bin mir immer noch unschlüssig, was z.B. der Mathematikwettbewerb da sollte- und vor allem gigantische Szenengefüge, die dann irgendwie ins Nichts verpuffen. Gegen Ende haben wir zum Beispiel zwei große Showdowns, die irgendwie mehr so „naja, dann halt doch nicht“ sind. Sorry, besser kann ich es gerade nicht ausdrücken, ohne zu viel zu verraten.

Effektiv werden dieses Buch und ich wohl keine Freunde. Wer jedoch Bock auf mal was völlig anderes hat, gerne mutig sein! Würde mich sehr über eure Meinung freuen.