Rezension

Differenziert und tiefschürfend

All die unbewohnten Zimmer - Friedrich Ani

All die unbewohnten Zimmer
von Friedrich Ani

Bewertet mit 5 Sternen

In diesem Buch begegnet man drei alten Bekannten aus Anis vorigen Romanen wieder: dem Vermisstensucher Tabor Süden, dem ehemaligen Mönch und Kriminalkommissar Polonius Fischer und dem Überbringer von Todesnachrichten Jakob Franck. Dazu kommt die Halbsyrerin Fariza Nasri. Sie alle haben in München mit zwei Fällen zu tun, die sehr diffizil sind. 
Eine Frau wurde erschossen, ein Polizist schwer verletzt, die Suche nach dem Täter gestaltet sich zuerst schwierig. Kurze Zeit später wird am Rande einer Neonazidemo ein junger Polizist mit einem Stein erschlagen, ein Verdächtiger ist verschwunden. 
Unter hohem Druck der Öffentlichkeit, der Politik und der Medien müssen Fischer und Nasri ermitteln und bekommen unerwartet Hilfe von Franck und Süden. 
Anis Bücher sind immer besonders, sie entsprechen nicht dem üblichen Krimigeschehen, denn dafür taucht Ani zu tief in das Seelenleben seiner Figuren ein. Da ist nichts oberflächlich und effektheischend, die Figuren sind in ihrer ganzen Gebrochenheit scharf gezeichnet. Dabei zeigt Ani in seinen Büchern eine starke politische Haltung. 
Anis Stil ist sicher gewöhnungsbedürftig, aber seine Sätze sind manchmal wie Monumente, manchmal wie Federn so leicht. Man möchte sie immer wieder unterstreichen und aufschreiben. 
Der Titel bezieht sich übrigens auf die Menschen, die in unserem Leben einen Platz hatten und daraus verschwunden sind, sie haben viele unbewohnte Zimmer zurückgelassen. 
Ich halte dieses Buch für eines der besten von Friedrich Ani, unbedingt lesenswert, wenn man sich darauf einlassen kann.