Rezension

Diffus

Leere Herzen - Juli Zeh

Leere Herzen
von Juli Zeh

Bewertet mit 4 Sternen

Ich gebe zu, dass ich mich bei diesem Buch nicht ganz entscheiden kann, ob ich es gut finde. Nachdem mich "Unterleuten" wirklich begeistert hat, löst dieses Buch widersprüchliche Gefühle bei mir aus.

Britta betreibt mit ihrem Geschäftspartner Babak eine Agentur namens "Die Brücke", die sich mit Männern beschäftigt, die Selbstmord begehen wollen. Einige werden "geheilt", aber einige vermittelt die Brücke an Organisationen, für die diese Menschen Selbstmordattentate begehen, damit es ein möglichst großes Presseecho gibt. Das ist zynisch, aber Britta und Babak sehen das Ganze sehr pragmatisch - und sie werden reich damit.

Als plötzlich eine ähnliche Organisation auf dem Markt auftaucht, werden die beiden nervös, denn Konkurrenz kennen sie bisher nicht. Doch dann ergibt sich die Gelegenheit zu einem großen Coup.

Das Buch spielt in der nahen Zukunft, Merkel ist abgesetzt und eine faschistische Partei namens BBB (Bewegung besorgter Bürger) schafft nach und nach das Grundgesetz ab. Natürlich denkt man an eine ganz bestimmt Partei bei einem solchen Szenario und der poltische Hintergrund des Buches ist sehr aktuell. Man fragt sich unwillkürlich: "Was wäre, wenn...?"

Trotzdem wurde ich mit dem Buch nicht wirklich warm, dazu sind mir die Hauptfiguren zu fern. Sie leben in einer Welt, die ich nicht verstehen kann und will.

Juli Zeh schreibt wieder einmal ganz hervorragend, präzise und wortgewand, doch es bleibt bei mir ein schales Gefühl, zumal das Ende viele offene Fragen zurücklässt.