Rezension

Digital-detox-frei

Offline - Du wolltest nicht erreichbar sein. Jetzt sitzt du in der Falle. - Arno Strobel

Offline - Du wolltest nicht erreichbar sein. Jetzt sitzt du in der Falle.
von Arno Strobel

Bewertet mit 1.5 Sternen

Das neue Konzept eines Reiseveranstalters läuft unter dem Schlagwort Digital detox. In einem verschneiten Hotel in den Bergen sollen sich die Teilnehmer fernab von Smartphone, Internet & Co ganz auf sich und ihre Kollegen konzentrieren. Doch die Lage spitzt sich zu als ein Schneesturm über sie hereinbricht; und noch ein bisschen mehr als der erste Teilnehmer schwer misshandelt aufgefunden wird.

Was hatte es mir der Klappentext angetan. Ehrlich. Und dann kam Arno Strobel daher, und bastelt aus der Idee ein Buch, das mir so gar nicht gefallen wollte. Ich hatte ja in meiner jugendlichen Naivität gedacht, dass es neben der angekündigten Folter durchaus auch um (ebenfalls angekündigt) Digital detox geht. Stimmt aber nicht. Schon lange vor Smartphone und Internet hätte man diesen Thriller quasi identisch schreiben können, der Schneesturm als Ausrede für Isolation und eine zerstörte Telefonleitung hätten denselben Ausgangspunkt für die Story geschaffen. Keine Rede von Internetsucht, Abhängigkeit von sozialen Medien, oder was man sonst noch hätte thematisieren können (und sollen). Stattdessen eine kurze lahme Gesprächsrunde à la „Ich konnte gar kein Selfie machen“ und fertig ist der Autor mit dem Thema. Aber vielleicht verkauft sich das Buch mit dieser Masche besser. Die Figuren sind auch nicht so recht gelungen, führen hölzerne Dialoge, in denen es hauptsächlich darum zu gehen scheint, wer mit wem wohin gehen/bleiben/reden wird. Einzig David fand ich amüsant, weil er mit seiner Art gezielt provoziert und damit wenigstens etwas frischen Wind in die Handlung bringt. Auch die Einsichten in den Kopf einer der Gefolterten fand ich nicht so schlecht. Mal abgesehen von der Tatsache, dass sie gefühlte 300x denkt „Was hat mir dieses Monster nur angetan? Ich darf nicht an den Namen denken, sonst wüsste ihn der Leser ja viel zu früh.“ Was soll das? Entweder ich will als Autor realistisch die Gedanken einer Gefolterten darstellen, die dann auch über die Person nachdenkt, die ihr all das Elend angetan hat. Oder ich will die Leser hinhalten und gehe ihnen damit unerhört auf die Nerven, wenn ich solche Sätze schreibe. Ich war beim Lesen unendlich genervt, muss ich das extra erwähnen? Die Handlung hat sich also nicht so recht nach meinem Geschmack entwickelt, Spannung wird hauptsächlich durch Gewalt erzeugt, die dann auch diverse Logiklöcher überdecken muss. Den Erzählstil fand ich ok, sonst allerdings nicht so sonderlich viel.

Fazit: Arno Strobel schreibt Bücher, die viele Leute zu mögen scheinen. Erkenntnis: ich bin nicht viele.