Rezension

Dinge in Gläsern

Die Ewigkeit in einem Glas - Jess Kidd

Die Ewigkeit in einem Glas
von Jess Kidd

Bewertet mit 2.5 Sternen

„Auf jeden Londoner, der im Bett liegt, kommen zehn, die wach sind und nichts Gutes im Schilde führen – ungeniert, ungehemmt, ungezügelt!“ [177]

 

"Die Ewigkeit in einem Glas" von Jess Kidd ist wieder ein Roman von ihr, der an Einfallsreichtum nur so sprudelt und nicht zu überbieten ist. Wie in ihren vorangegangen Werken kommen auch wieder die Toten zu Wort. Hier ist dies Ruby Doyle, der der Protagonistin Bridie Devine zur Seite steht. Wie auch in den anderen Romanen, lässt Kidd die Toten richtig lebendig, humorvoll in der Welt der Lebenden erscheinen. Fantastisch!

 

„Ruby Doyle, dessen dunkle Augen glühen, trägt kaum mehr als einen Zylinderhut, eine lange Unterhose und ein Lächeln.“ [58]

 

Bridie Devine ist Privatdetektivin und hat einen Fall, der sie richtig fordern wird.

 

„Sie hat das Gerippe des Falls – entführte geheime Erbin, verschwundene Kinderfrau -, aber nicht das Fleisch.“ [42]

Jess Kidd beschreibt ihre Protagonistin als einen energischen Menschen, der auf nicht leicht zu lösende Fälle steht. Dies sind die Zutaten für einen guten Roman. Es wird spannend.

„Bridie besitzt die Begabung, Leichen zu lesen: die Geschichte von Leben und Tod, die auf jedem toten Körper geschrieben steht.“ [26] „Sie ist klein und stämmig und macht einen robusten Eindruck; sie würde einem Sturm standhalten.“ [36]

 

Düster, mystisch und durchaus skurril geht es in diesem Werk zur Sache und ordentlich phantasievoll. Allerdings konnte mich das Buch, im Gegensatz zu den Vorgängern, leider nicht ganz überzeugen. Zum einen hätte es durchaus etwas spannender sein dürfen, zum anderen fehlte mir das Poetische, die gewisse Prise Salz. Das kann Kidd definitiv besser. Vielleicht bin ich auch mit zu hohen Erwartungen an dieses Buch gegangen.

Die erzählende Form wechselt mir zu häufig, auch zu überraschend, zu abrupt – teils mitten im gleichen Abschnitt. Ich hatte den Eindruck, dass die Autorin sich gerne selbst mit ihrem neuesten Buch übertreffen wollte. Das ist leider nicht geglückt, die Latte lag wohl zu hoch.