Rezension

Diskrepanz zwischen Gestaltung und (eigenem) Inhalt

Durch Nacht und Wind - Stefan Lehnberg

Durch Nacht und Wind
von Stefan Lehnberg

Bewertet mit 2 Sternen

Diese Rezension erscheint auch auf meinem Blog www.zeilenliebe.wordpress.com.

Allgemeines: 

Der vollständige Titel dieses kleinen Büchleins lautet: Durch Nacht und Wind – Die criminalistischen Werke des Johann Wolfgang von Goethe. Aufgezeichnet von seinem Freunde Friedrich Schiller. Bei Klett-Cotta ist es 2017 mit einem Umfang von 237 „Seitchen“ erschienen. Durch seine Aufmachung ist es mir sogleich ins Auge gefallen. Neben einem weniger auffällig gestalteten Buch, fällt es im Nu auf, da es einfach etwas Besonderes ausstrahlt. Diese Besonderheit kann auf der bloßen Abbildung des Covers nicht eingefangen werden.

Inhalt:

„Goethe und Schiller: Das scurrilste Ermittlerduo vor Sherlock Holmes und Dr. Watson!

Der Großherzog von N. ist zutiefst beunruhigt. Er hat einen Brief erhalten, in dem behauptet wird, dass ein Smaragdring, der sich in seinem Besitz befindet, mit einem alten Fluch beladen sey. Dieser soll unfehlbar den Tod seines Besitzers herbeiführen. Goethe und Schiller werden zur Hülfe gerufen …

Anna Amalia, die Mutter von Weimars Regenten Carl August, bittet Goethe und Schiller, den Großherzog, der mit seiner Familie im Lustschloss Belvedere bey Weimar untergebracht ist, aufzusuchen. Sie sollen ihn davon überzeugen, dass die Geschichte mit dem Fluch Unfug sey und er sich keine Sorgen machen müsse. Da der Großherzog sich als höchst unsympathisch erweist, beschließen Goethe und Schiller, ihn in seiner Angst noch zu bestärken. Doch in selbiger Nacht verstirbt der Großherzog. Die Umstände sind der Art, dass weder eine natürliche Todesursache, noch Mord oder Selbstmord in Frage kommen. Eine unmögliche Situation. Goethe und Schiller werden gebeten, die Angelegenheit discret zu untersuchen.“ (Quelle: Klett-Cotta)

Meine Meinung:

Ich habe erst vor kurzem die neu produzierte Sherlock Holmes-Serie mit Benedict Cumberbatch und Martin Freeman gesehen. Aus diesem Grund war ich sofort neugierig als ich gesehen habe, dass in diesem Buch ein ähnlich skurriles Ermittlerduo aufeinander treffen würde. Mir war klar: Das muss ich lesen!

Bei diesem Büchlein muss ich die Aufmachung und die aufwändige Gestaltung tatsächlich auch ein zweites Mal lobend erwähnen. Man hat das Gefühl, ein Buch in Händen zu halten, das so ganz anders ist als alles, was man sonst liest. Leider wird dieser Eindruck auf inhaltlicher Ebene nicht gehalten.

Warum ist das so?

Durch Nacht und Wind ist eine kriminalistische Geschichte, die man gut lesen kann. Aber sie ist so stark an Sherlock Holmes angelehnt, dass ich eine Eigenleistung des Autoren vermisse. Es kommt mir so vor, als würden alle Figuren in diesem neuen Roman nur andere Namen tragen, aber trotzdem die gleichen sein wie beim Vorbild Doyles. Selbst in der Auflösung des Falles sehe ich eine Beeinflussung durch das Vorbild Sherlock Holmes. Mir war sehr schnell klar, wie alles ausgehen wird, da es bei Sherlock Holmes fast genauso passiert ist.

Zu Beginn meiner Lektüre fühlte ich mich von vielen Schreibweisen irritiert, Rechtschreibfehler korrigiere ich normalerweise, indem ich Zettelchen an den Rand eines Buches klebe. Nach den ersten 50 Seiten habe ich mich aber daran gewöhnt, dass vieles in den extrem kurzen Kapiteln schlicht und ergreifend anders bezeichnet oder beschrieben wird, um eine Anlehnung an die Zeit, in der das Buch spielt, herzustellen.

Aufgrund des handlichen Formates des Buches fliegt man nur so durch die Geschichte, die immer turbulenter zu werden scheint. Dabei bleibt das Zwischenmenschliche zwischen den beiden Protagonisten Schiller und Goethe in weiten Teilen auf der Strecke. Wirklich wissen, was Goethe denkt, tut man als Leser nicht. Einige Gespräche der beiden regen aber auch zum Schmunzeln an. Ich sage nur: das Hexeneinmaleins!

Fazit:

Ein wundervoll gestaltetes Büchlein. Durch die große Diskrepanz zwischen Gestaltung und (eigenem) Inhalt kann ich aber leider nur zwei Herzen vergeben.