Rezension

Doch arg kitschig und sehr kostruiert

Die sündige Liebe eines Lords - Juliana Gray

Die sündige Liebe eines Lords
von Juliana Gray

Ich hatte ja vor einiger Zeit meinen momentanen Hang zu netten, herzerwärmenden, minimal kitschigen *räusper* Liebesgeschichten gestanden. Es war natürlich abzusehen, dass bei der Menge an Büchern, die ich auch in diesem Genre lese, mal eins dabei sein wird, das mich nicht ganz überzeugt, nicht einmal meine kleine, innere, rosa-kitschige Seele, die gerne einmal mit den Protagonisten mitschmachtet.

Hier war es dann doch ein wenig zu viel des Guten und zwar in jeder Hisicht. Es beginnt beim Titel, der mich hätte stutzig machen sollen, allerdings hatte mir ein Blick auf den englischen Titel verraten, dass es da den wesentlich weniger sündig-spektakulären Titel " A Gentleman Never Tells" trägt, so dass ich es doch wagte.

 Kurz gefasst, könnte man sagen, dass ich durchgehend das Gefühl hatte, dass die Sprache nicht zu der Zeit passt, in der das Buch spielt. Dadurch fiel es mir schwerer, mich auf die Handlung einzulassen. Ich erwarte keine staubig-gestelzte Sprache, sondern eine, die die Gratwanderung zwischen der historischen Handlung angemessener Sprache und gut und mit Vergnügen lesbarer Sprache meistert, das war hier für mich nicht der Fall. Hier war die Sprache teilweise zu modern und teilweise auch arg süßlich.

Außerdem war es leider so, dass ich das Gefühl hatte, dass sich die handlung auf sehr wenige Sätze reduzieren lässt - die Protagonisten wurden aus nicht nachvollziehbaren Gründen vor Urzeiten getrennt, nur zu ihrem Besten natürlich, was ebenso natürlich allerseits für ein jahrelanges Unglück und Elend geführt hat. Nun werden sie auch genauso wenig wirklich nachvollziehbaren Gründen durch eine noch mehr konstruierte Handlung wieder zusammengebracht, auf dass ihr Leben sich doch noch zum Guten wende. Oder so.

Viel Konstruktion, wenig überzeugende Handlung - warum also doch noch drei Sterne? Tjaha... das liegt daran, dass ich mich diverse Male köstliche amüsiert habe, weil die Dialoge der Protagonisten einfach witzig und unterhaltsam sind, außerdem sind es nun mal wirklich sympathische Protagonisten, denen man wünscht, dass ihr Leben jetzt endlich schön wird.

Auch wenn es letztlich insgesamt nett war, werde ich wohl zukünftig doch wieder etwas kritischer sein, wenn schon die Titel sehr... bedeutungschschwanger und sehr süßlich sind - was nicht heißt, dass ich mich nicht doch wieder drauf einlasse, da ich auch schon wirklich erstaunlich gute Bücher hinter für mein Empfinden sehr gruseligen Titel gefunden habe, darum gehe ich immer wieder mit frischem Mut und einer großen Portion Optimismus an alle Bücher heran.

Ob ich dieses Buch empfehlen kann, kann ich so nicht sagen, man sollte auf jeden Fall etwas unkritischer und Schmalz gegenüber sehr aufgeschlossen sein, dann passt auch das.