Rezension

Dollys Leben

Ich hab sie nicht gezählt - Dolores Schmidinger

Ich hab sie nicht gezählt
von Dolores Schmidinger

Bewertet mit 5 Sternen

Ich habe schon lange keine so witzige und kluge Auto -  Biographie mehr gelesen! Die populäre Kabarettistin Maria Dolores Schmidinger, genannt "Dolly", plaudert aus dem Nähkästchen. Eine Kindheit in Wien, erste Schritte ins Künstlermilieu, Sorgen und Nöte, Lust und Liebe - da bleibt kein Auge trocken. Die Autorin erzählt unglaublich humorvoll und geistreich aus ihrem Leben.
Obwohl das Cover ein wenig frivol daherkommt, ist das Buch keineswegs ordinär! Und Bettgymnastik ist auch nicht das einzige Thema.
Nein, es sind viele kleine und grosse Weisheiten enthalten, die stets mit einem Augenzwinkern, jedoch nie mit dem erhobenen Zeigefinger präsentiert werden. Bei allem Witz und Charme scheint stets der Scharfsinn der Autorin durch; dabei sind manche Situationen geradezu skurril.
Die Publikation ist auch eine Art Zeitreise. Vordergründig geht es um Dollys Männer - da gibt es "den Dai" und andere Herren.
Fast beiläufig schildert die Autorin aber auch Suchtprobleme und andere schlimme Erfahrungen. Da bleibt einem schon einmal das Lachen im Halse stecken. Sehr anrührend und berührend sind auch die Ängste der Autorin, die jedoch en passant erwähnt werden. "Die Johanna", die Mutter der Autorin, droht jedenfalls mit Schlimmem, als Dolly beschliesst, auszuziehen.
Dolly scheint mir eine sehr lebenskluge Frau zu sein, eine hohle Ulknudel ist sie jedenfalls nicht.
Vom Inhalt möchte ich nicht allzuviel verraten, nur soviel: es lohnt sich allemal, dieses Buch zu lesen!
Das Cover erweckt leicht einen falschen Eindruck. Der Stil liest sich ausgesprochen flüssig, aber nie flach.
Ich hatte ja seichtes Erotikgeschreibsel befürchtet, wurde aber eines Besseren belehrt!
Einen weiteren Roman der Autorin würde ich jedenfalls sofort kaufen.
Ich vergebe für das Buch die volle Punktzahl und spreche eine klare Leseempfehlung aus. Lesen!