Rezension

Dr. Sommerfeldt

Totenstille im Watt - Klaus-Peter Wolf

Totenstille im Watt
von Klaus-Peter Wolf

Bewertet mit 3.5 Sternen

~~Einen Arzt wie Dr. Bernhard Sommerfeldt wünschen sich wohl alle Patienten. Sympathisch und mitfühlend nimmt er sich Zeit, kümmert sich um Sorgen und Nöte seiner Patienten, auch über die Konsultation hinaus.
Mit Beate hat er eine Lebensgefährtin gefunden, die seine Liebe zur Literatur teilt. Aber Sommerfeldt ist nicht das, was er vorgibt zu sein. Was er ist, vertraut er seinen Kladden an und wir Leser schauen ihm dabei über die Schulter und sind quasi in Echtzeit in seinem Leben dabei. Es gibt da nämlich den Mann, der auf seine ganz eigene Weise für Ordnung sorgt. Wenn das Dröhnen in seinem Kopf überhandnimmt, dann muss er die Welt von diesen Subjekten befreien. Ob er sich den Ehemann vornimmt, der regelmäßig seine Frau und seinen Sohn krankenhausreif prügelt oder den Ex-Freund von Beate. Erst dann herrscht wieder Stille in seinem Kopf. Ich muss gestehen, obwohl ich seine Methoden nicht gutheißen konnte, war die Sympathie anfangs doch ganz auf seiner Seite. Im Laufe der Geschichte dreht sich das dann, immer mehr kommt die Hybris Sommerfeldts zum Vorschein.
Das ist nicht unbedingt ein Kriminalroman, obwohl es genug Tote gibt und die Kommissare der anderen Ostfrieslandkrimis von Klaus-Peter Wolf ihren Auftritt haben. Es ist spannend und stellenweise auch sehr witzig geschrieben. Außer Sommerfeldt kommen wir nicht sehr vielen Personen nahe und die wenigen sind auch nicht sonderlich liebenswert geschildert, einschließlich Sommerfeldts Freundin Beate, die mir naiv und egoistisch schien.
Die Sichtweise aus der Täterperspektive hat mir gefallen.