Rezension

Dramatisch

Die Hummerkönige - Alexi Zentner

Die Hummerkönige
von Alexi Zentner

Bewertet mit 3 Sternen

Loosewood Island liegt zwischen Kanada und den USA. Die Insel ist karg, wird von Stürmen umtost und bietet einem Häuflein Menschen Unterhalt, die als Hummerfischer arbeiten. Der erste Hummerfischer, der sich auf der Insel niedergelassen hat, hieß Brumfitt Kings. Er war auch ein ambitionierter und talentierter Maler, was heute Touristen auf die Insel strömen lässt, sodass die Insulaner ein zweites Standbein zur Verfügung haben.

Die Familie Kings fischt auch heute noch Hummer und lenkt die Geschicke der Gemeinschaft auf der Insel.

Woody, der Vater, und Cordelia, die Tochter mit dem Hummerfischergen, müssen sich jedoch nicht nur mit dem Meer auseinandersetzen, sondern auch mit den Nachbarn von James Harbor, Drogen und den Mythen der Vergangenheit.

Shakespeare spielt eine Rolle, aber auch die Mythen der Hummerfischer und die von Brumfitt Kings gemalten Geschichten.

Der Roman beginnt ruhig und beschaulich, genauso wie es das Titelbild suggeriert. Es geht hauptsächlich um die Familie, um Tragödien, um den Hummerfang. Man könnte denken, die Geschichte spielt im vorvorigen Jahrhundert. Im zweiten Teil erhöht sich die Spannung dann dramatisch. Plötzlich geht es um Morde und gewaltsame Übergriffe, um Vergewaltigung und gesetzloses Verhalten.

Man hat die Hauptfiguren zu diesem Zeitpunkt bereits so gut kennengelernt, dass man mit ihnen mitfiebert. Was sie sich erlauben (Brandstiftung z.B.), entschuldigt das aber nicht.

Ich weiß nicht wirklich, ob es in den USA oder Kanada einen derart rechtsfreien Raum gibt, hätte die Geschichte jedoch mit weniger (verherrlichten) Gewaltexzessen noch besser gefunden.

Figurenzeichnung, Mythen, Landschaftsbeschreibungen, das alles ist spannend, mitreißend, einfühlsam, so wie man es sich als Leserin wünscht. Die (unnötige) Brutalität und vor allem die Nonchalance, mit der sie gerechtfertigt wird, als einzig logische Lösung verkauft wird, finde ich äußerst traurig.