Rezension

Dramatisch, fesselnd, kurzweilig

Eskalation -

Eskalation
von Nora Benrath

Bewertet mit 4 Sternen

Im Nachhinein frägt sie sich, warum sie diesen Anruf nicht sofort weggedrückt hat. Eine ihr unbekannte Nummer nimmt sie aber aus Gewohnheit an, es könnte ein Kunde ihres Nagelstudios sein. Außerdem prangt auf ihrem roten Flitzer groß und überdeutlich ihre Handynummer, Kundenakquise der einfachsten Art. Und jetzt droht diese Stimme, gibt ihr Befehle. Woher weiß der SUV-Fahrer hinter ihr den Namen ihrer Tochter? Ihr darf nichts passieren, also folgt Dina seinen Anweisungen, er dirigiert sie, hat sie in der Hand. Da – Rettung naht in Form einer Polizeikontrolle, sie atmet auf. Um gleich darauf entsetzt feststellen zu müssen, dass mit ihm nicht zu spaßen ist, diese Situation außer Kontrolle gerät.

Ein von Anfang an bedrohliches Szenario, das mich nicht mehr los lässt. Ein toter Polizist, eine verschwundene Polizistin und eine als vermisst geltende Ehefrau bieten viel Raum für Spekulationen. Einblick bekommt der Leser in die kranken Gedanken des Täters, jedoch ist unklar, wer er ist, welches Motiv ihn antreibt. Bald meinte ich, den Mörder und Entführer in einem ganz besonders fiesen Charakter enttarnt zu haben, war über weite Strecken überzeugt davon, dass meine Vermutung stimmt, er über kurz oder lang überführt wird. Um dann doch wieder zu zweifeln. Aus Tätersicht bekomme ich Einsicht in seine kruden Gedankengänge, sein Geltungsbedürfnis ist allgegenwärtig. Kriminalkommissar Kaast ist zuständig für diesen Fall, der sich ausweitet, bald wird klar, dass ein Serienmörder sein Unwesen treibt.

Die Sichtweisen wechseln, die Nöte des Opfers sind schwer zu ertragen. Gibt es Hoffnung oder ist deren Lange aussichtslos? Ängste sind direkt spürbar, entsetzt musste ich erst mal tief durchatmen, um die grauenvollen Einzelheiten nicht zu sehr an mich ran zu lassen.

Ein Alptraum, der nicht so schnell vorüber ist. Geschickt versteht es die Autorin, ihre Leser auf falsche Fährten zu locken. Nora Benraths erster Psychothriller kommt rasant daher, er will gelesen werden.