Rezension

Dramödie

Man lernt nie aus, Frau Freitag! - Frau Freitag

Man lernt nie aus, Frau Freitag!
von Frau Freitag

Bewertet mit 4 Sternen

Frau Freitag ist die Lehrerin, die Schüler unterrichtet, die sich mit „Du Spast“ beschimpfen und auf Nachfrage sagen, dass es sich dabei um einen kleinen Vogel handele, was nun wieder die Beschimpfung in ganz neuem Licht erscheinen lässt. Jedenfalls ist Frau Freitag genau die richtige Lehrerin für diese Klientel, zu der sie die weise Schulbehörde eingeteilt hat. Frau Freitag selbst stellt das auch kaum in Frage – zumindest nicht endgültig, denn mit diesem Themenbereich hat sie bereits mehrere Bücher gefüllt. Nun aber ist sie scheinbar in ein Sabbatjahr gegangen. (Man kann sich Frau Freitag kaum ohne ihre Schüler vorstellen.)

Damit keine Langeweile aufkommt, beginnt sie, den Führerschein zu machen. Leicht jenseits der 50 in einer Stadt, in der es alle immer eilig haben und der Verkehr schon mal etwas ruppiger ist, sucht sie eine Fahrschule auf … und bekommt eine volle Ladung Vorurteile ab. Davon lässt sie sich aber nicht aufhalten. Lieber wechselt sie die Fahrschule.

Doch bei dieser ist es auch nur wenig besser. Einvernehmlich sagt ihr niemand, wie lange sie wohl brauchen wird, bis sie den Führerschein in der Tasche hat. So fährt sie Stunde um Stunde durch Berlin.

Jedes Kapitel informiert die Leserinnen und Leser in der Überschrift darüber, wieviel sie am Ende jeweils ausgegeben haben wird.

Doch Frau Freitag zweifelt nicht nur an den pädagogischen Fähigkeiten ihrer Fahrlehrer, die sie ums Verrecken nicht loben wollen, sondern oft genug auch an sich selbst, was allerdings nicht dazu führt, dass sie das mit dem Führerscheinmachen aufgibt.

Ihre Kommentare zum Schulterblick, zum Beschleunigen, zu Autobahnfahrten, zum Einparken usw. sind für alle, die selbst Auto fahren, zu köstlich, ahnt man doch, dass ihre Realität ein wenig neben der anderer Menschen angesiedelt ist.

Mehr will ich zum Inhalt nicht verraten, denn es lohnt sich, Frau Freitags Kampf mit dem Führerschein selbst zu lesen. Ein witziger, eingängiger Stil, kurze Kapitel, viele Gespräche (zum Beispiel mit ihrer Freundin und Kollegin Frau Dienstag) und eine gesunde Mischung an Slapstick und Ernsthaftigkeit machen beim Lesen Freude, lassen einen gelegentlich breit grinsen und manchmal laut lachen. Leider ist es das auch. Gelesen, gemocht, vorbei obwohl: Einige Fragen geben einem aber auch zu denken, oder wissen Sie noch wie das war mit dem Unterschied zwischen Bremsweg und Anhalteweg und wie man beide berechnet?