Rezension

Dreißig Tage

Eine Therapie für Aristoteles - Melanie Sumner

Eine Therapie für Aristoteles
von Melanie Sumner

Bewertet mit 4 Sternen

Einen Roman in dreißig Tagen, darum geht es in einem Buch, das Aristoteles Thibodeau, zwölfeinhalb, gerade liest. Aris lebt mit ihrer Mutter Diane und ihrem jüngeren Bruder Max in Kanuga, Georgia. Joe, der Ehemann und Vater, ist schon vor Max` Geburt bei einem tragischen Unfall ums Leben gekommen. Tja, und weil das Geld nur für Max` Therapie reicht, hat Diane Aris das Buch gegeben. Und Aris ist ein Mädchen. Auf der Suche nach einem Thema beginnt Aris die Geschichte ihrer Familie aufzuschreiben und die ihrer Großeltern und die von Penn, ihrer positiven männlichen Bezugsperson. 

 

Schon nach den ersten paar Seiten dieses Romans hat man Aris ins Herz geschlossen. Geht man mal davon aus, dass der Roman nicht nur ein Roman ist, sondern tatsächlich ihre Story, hat es Aris in ihrem jungen Leben nicht leicht gehabt. Genauso wie Diane vermisst sie ihren Vater und auch nach acht Jahren ist die Trauer noch nicht vorbei, doch irgendwie kann sie mit ihren Gefühlen nirgends so recht hin. Dieses Buchprojekt bietet ein echtes Ventil für das junge Mädchen, sich auszudrücken. Eigentlich ist sie die Stütze der Familie, die doch selbst eine Stütze brauchen könnte.

 

Ein rundes Ding, das Gefühl gibt einem die Lektüre, ein Roman mit ein Wenig von allem, Herz, Schmerz, Therapie, Wachsen, Ungerechtigkeit, Rassismus, Schicksal - eine Aufzählung, die noch weiter geführt werden könnte. Klingt wie eine Überfrachtung, ist es aber nicht. Melanie Sumners ist es wirklich gelungen, einen unterhaltsamen, nicht ganz ernsten, aber irgendwie doch ernsten Roman zu schreiben. Was das Schreiben eines Romans in dreißig Tagen angeht, ist man als Leser vielleicht immer noch nicht schlauer, aber man hat eine Handvoll sympathischer Charaktere kennengelernt, deren Lebensbeschreibung einiges an Süße und Tragik enthält, wobei auch die Realität nicht vergessen wird.