Dünne Story, langatmig erzählt
Bewertet mit 3 Sternen
Die Vorgänger habe ich gerne gelesen, aber „Blutbuße“, dritter Band der Åre-Krimis von Viveca Sten, konnte mich leider nicht überzeugen. Warum? Ganz einfach in vier Worten auf den Punkt gebracht: Dünne Story, langatmig erzählt.
Die Stockholmer Immobilienentwicklerin Charlotte Wretlind hat große Pläne. Sie möchte das verlassene Hochgebirgshotel in Storlien, mit dem sie schöne Kindheitserinnerungen verbindet, wiederauferstehen lassen. Aber da die vorhandene Bausubstanz miserabel ist, wird sie um einen Abriss nicht umhinkommen, um ihre Vorstellungen von einem großflächigen, luxuriösen Hotelkomplex in die Tat umzusetzen. Doch dazu soll es nicht kommen, fällt sie doch während ihres Aufenthaltes in den verschneiten Skiort Åre einem Mörder zum Opfer, der sie in unbändiger Wut mit einem Messer massakriert. Und sie wird nicht die Einzige bleiben. Ein neuer Fall für Hanna Ahlander, Daniel Lindskog und ihre Kollegen.
Aus den Vorgängern weiß man, dass sich die Autorin gerne Zeit lässt, um ihre Story aufzubauen. Ihr ist der persönliche Hintergrund der Protagonisten immens wichtig, aber diesmal hat sie es eindeutig übertrieben. Mittlerweile ist es doch hinreichend bekannt, dass Hanna ein Auge auf ihren Kollegen Daniel geworfen hat, der aber tabu für sie ist, da er Frau und Kind hat. Wir haben es verstand, und es gibt keinen Grund, uns wieder und wieder mit den ausführlichen Beschreibungen dieses Schmachtens zu langweilen.
Viel zu viele Nebenschauplätze, die überflüssig sind, weil sie nichts zum Fortgang der Handlung beitragen: Überflüssiges Privatgedöns der Protagonisten, der verschämte Polizeikollege mit dem problematischen Liebesleben, Gewalt gegen Frauen, eine unglückliche Kindheit. Alles schon viel zu oft gelesen.
Zwar kommt die Polizeiarbeit nicht zu kurz, wird aber auch sehr kleinteilig beschrieben, wenngleich dies durch die kurzen, alternierenden Kapitel noch am ehesten zu verschmerzen ist. Ein gewisses Maß an Spannung bringen glücklicherweise die kursiv gesetzten Erinnerungseinschübe einer jungen Kellnerin, die allmählich das Motiv des Täters offenbaren. Was zweifellos auf der Plusseite steht, sind die atmosphärischen Landschaftsbeschreibungen. Diese beherrscht die Autorin aus dem Effeff, aber von einem spannenden Kriminalroman erwarte ich dann doch etwas mehr.