Rezension

Düster, facettenreich, meisterhaft

Der Kreis aller Sünden
von Torkil Damhaug

Bewertet mit 4.5 Sternen

Tödliches Spiel

„Kriminalromane sind das abscheulichste unter allen literarischen Genres. Sie zeigen Menschen von ihrer schlimmsten Seite“, scherzte Torkil Damhaug , als er für Der Kreis aller Sünden (Übersetzung Knut Krüger) zum zweiten Mal mit dem Riverton-Preis, Rivertonprisen, dem renommiertesten Krimi-Preis Norwegens ausgezeichnet wurde.

In diesem Roman sind vier Teenager: Ann, Victor, Helene und Nicolai mit sich, Freunden, Schule und Eltern beschäftigt. Etwas, das sie besser nicht ausprobiert hätten, ist, ihren Klassenkameraden Morten Nitter, genannt der Streuner in den Keller der stillgelegten Fabrik in Hammerdal unten am Fluss einzusperren, wo bereits vor 38 Jahren ein tödlicher Unfall geschehen ist. Mortens Vater Frank Nitter, ein verurteilter Mörder, ist aus der psychiatrischen Anstalt als „geheilt“ entlassen. Immer noch ein gefährlicher Psychopath? Kurz darauf werden zwei Jungen der vier Jugendlichen tot aufgefunden, eine dritte, Ann ist verschwunden. Nur noch Helene, die hübscheste von allen ist übrig; die Trägerin des Lichts wie Frank Nitter, Sammler des Lichts, sinniert.

Was auf diesen knapp 600 Seiten folgt ist kein gewöhnlicher Krimi nach einer Standartrezeptur, sondern ein hintergründiger hochspannender Psychothriller. Er verlangt vom Leser Durchhaltevermögen und ein Einlassen auf ein ungewöhnliches Plotkonzept. Im Mittelpunkt stehen die vier Teenager, solange sie am Leben sind und deren Familien, die ineinander in der Vergangenheit schicksalhaft verbinden sind. Das Innerste wird nach außen gestülpt und die Person kann sich selbst als Alter Ego aus einem Paralleluniversum betrachten: ANN.

Die kriminalistische Arbeit ist sehr an den Rand gedrängt, vielmehr steht der Vater von Ann, Kommissar Bjørn Lindbekk mit der unautorisierten Suche nach seiner Tochter, den Konflikten mit seinen Kollegen und Vorgesetzten, seiner Exfrau May-Britt und seiner neuen Frau Siren im Mittelpunkt.

Der Plot ist komplex, bedient mehrere Ebenen gleichzeitig mit einem Geflecht aus raffiniert aufgebauten Puzzleteilen, doch nicht alle Löcher im Puzzle werden gefüllt. Spannung bis zum außergewöhnlichen Ende - nicht unbedingt vorhersehbar.

Schlusswort von Bjørn Lindbekk: “Mein kleiner Ort Hammerdal, im friedlichsten Land der Welt.“ Ist dem so? Oder, „wenn man es überdachte, dann wäre es die größte Klappsmühle in Norwegen.“