Rezension

Düster mit einer bezwingenden Atmosphäre

Rattenzauber - Kai Meyer

Rattenzauber
von Kai Meyer

Bewertet mit 3.5 Sternen

Klappentext

Was geschah mit den Kindern von Hameln?

1248. Ein beunruhigendes Gerücht hat den Hof zu Braunschweig erreicht: In Hameln sind auf unheimliche Weise einhundertdreißig Kinder verschwunden. Der junge Robert von Thalstein soll nun Licht in die Sache bringen. Doch er stellt fest, dass seine Vaterstadt einem religiösen Wahn verfallen scheint, vermeintliche Ketzer werden gefoltert und die geistlichen Herren kümmern sich nur ihre Eitelkeiten. Einzig der Italiener Dante Alighieri hilft Robert und berichtet ihm von einem Rattenzauber, der die Kinder in einen nahen Berg gelockt haben soll ...

Meine Meinung

Ich hab das Buch vor ca. 10 Jahren zum ersten Mal gelesen und ich war damals sehr begeistert!

Die Atmosphäre hat Kai Meyer hier perfekt eingefangen: düster, bedrückend und nebulös, mit einer erstaunlich treffenden Wortwahl und vielen Metaphern, die dieses trostlose Bild abrunden ... Alles, was der Ritter Robert von Thalstein vorfindet, als er nach Hameln kommt, um das merkwürdige Verschwinden von 130 Kindern aufzuklären, ist eine verschworene Gemeinschaft, die ihm von Anfang an ablehnend gegenüber steht. Doch was hat es damit auf sich? Und warum wird er von allen so abweisend behandelt?

Aber nicht nur die Stadt, auch Robert selbst hat ein dunkles Geheimnis, das ihm hier auf seiner Suche zum Verhängnis werden könnte. Er kann bald Illusion nicht mehr von Wirklichkeit unterscheiden und gerät in einen Sog aus Täuschung, der ihn auf heimtückische Weise im Griff hat.

Aus der erzählten Ich-Perspektive erlebt man sehr eindringlich, wie sich Roberts Gedankengänge immer konfuser gestalten und man rätselt lange mit, was sich hinter diesem unergründlichen Rätsel verbirgt. Jetzt, beim zweiten Lesen, habe ich allerdings einen etwas anderen Eindruck gewonnen, was die mitreißende Stimmung betrifft. Die Aufklärung geht etwas langsam voran und im Fokus steht hauptsächlich der Protagonist, der sich nur mühsam durch die Verschwiegenheit der Bürger kämpfen kann. Es gibt viele Hinweise und Fallstricke, trotzdem hat mir etwas die Spannung gefehlt und ich hätte die Handlung gerne öfters mal angestubst.
Vor allem das Ende war zwar stimmig, da hätte ich mir aber gerne noch einen "größeren Knall" gewünscht.

Fazit

Der sprachliche Effekt hat mich hier in eine sehr düstere, mittelalterliche Atmosphäre entführt, die mich von der Stimmung vollends eingenommen hat. Bei der Spannung und Entwicklung hätte man noch eine Schippe drauflegen können.

© Aleshanee
Weltenwanderer