Rezension

Düster, spannend, literarisch - ein Krimi aus Meisterhand!

Der Tod in den stillen Winkeln des Lebens
von Oliver Bottini

Der rumänische Kommissar Ioan Cozma würde die letzten Jahre bis zu seiner Pensionierung am liebsten in aller Ruhe absitzen. Vielleicht merkt dann auch keiner mehr, was er selbst an Dreck am Stecken hat. Doch dann wird ihm ein schrecklicher Fall zugewiesen. Lisa Marthen, die Tochter eines Großgrundbesitzers, wird erstochen aufgefunden. Der Verdacht fällt auf den jungen Feldarbeiter Adrian, der in die junge Deutsche verliebt war. Da dieser flüchtet, scheint der Fall klar. Seine Spur führt nach Mecklenburg und Cozma, der ihm nachfolgt, dringt tief in düstere Geheimnisse ein, auch in seine eigenen.

Mit seiner dicht gepackten, literarischen, in Zügen, sogar als poetisch zu bezeichnenden Sprache macht Oliver Bottini aus seinem Buch so viel mehr, als nur einen schnöden Krimi. Er erzählt eine Geschichte, die vielschichtig und stark politisch ist. Die Geschichte Rumäniens, die immer schon keine einfache war.

Der Roman dringt tief in die aktuelle und vergangene Politik Rumäniens ein, die sich seit der Wende eigentlich nur wieder zu Ungunsten der einfachen Bevölkerung verändert hat und zeigt dem Leser, wie Geld Menschen verändern und manipulieren kann.
Im Grunde hat sich nicht viel getan, Machtgier, Korruption, Bestechung sind noch genauso an der Tagesordnung, wie zu kommunistischen Zeiten. Der Autor verschont uns auch nicht mit harter Gesellschaftskritik und lässt uns an den schrecklichen Machenschaften von Politik und Machtinhabern teilhaben.

Aufgelockert wird die fast durchgängig sehr düstere Stimmung nur durch die teilweise witzigen Dialoge des Ermittlerteams Cozma/Cippo, die als langjähriges, eingespieltes Gespann sehr gut die Macken des anderen kennen. Bottinis Protagonisten sind alles Menschen mit vielschichtigen und nicht geradlinigen Biographien. Von denen gibt es nicht wenige, was mich anfangs ein wenig ins Schwimmen gebracht hat. Die mir ungewohnten Namen waren nicht leicht zu unterscheiden und schwer zu merken. Dies erfordert viel Aufmerksamkeit beim Lesen. Dass es ein Personenregister am Ende des Romans gibt, habe ich leider erst zu spät bemerkt. Ich tendiere nicht dazu, zu den letzten Seiten eines Romans zu blättern.

Der Kriminalfall selbst fügt sich nahtlos in die reale Rahmenhandlung ein und bleibt bis zum Ende hin sehr spannend und aufwühlend. Er geizt nicht mit brutalen Elementen. Das ist sicher nicht jedermanns Sache, aber in diesem Zusammenhang kann man nichts beschönigen, sondern muss klar und realistisch bleiben. In diesem Milieu geht es eben so zur Sache, da wird nicht lange gefackelt und ein Menschenleben spielt keine große Rolle.

Der ungewöhnliche, spannende, brisante Roman, der höchst emotional und kritisch daherkommt, hat mich sehr erschüttert und wird mir nachhaltig in Erinnerung bleiben. Kein Wunder, dass der Autor schon einige Krimipreise erhalten hat. Auch dieses Buch hat meiner Meinung nach eine Auszeichnung verdient. Unbedingt lesen!