Rezension

Düster, spannend, romantisch: Die Fortsetzung zu "Engel der Nacht"

Bis das Feuer die Nacht erhellt - Becca Fitzpatrick

Bis das Feuer die Nacht erhellt
von Becca Fitzpatrick

Bewertet mit 4 Sternen

"Bis das Feuer die Nacht erhellt" ist nach "Engel der Nacht" der zweite Teil einer Mystery-Reihe aus der Feder von Becca Fitzpatrick und nach einigen Startschwierigkeiten bin ich von diesem Teil ebenso überzeugt, wie vom ersten.

Zum Inhalt: Es sind Sommerferien. Patch ist jetzt Noras Schutzengel und die beiden sind ein Paar. Doch Patch gibt sich immer distanzierter und weckt dadurch Noras Misstrauen, erst recht, als er immer öfter mit ihrer verhassten Mitschülerin Marcie gesehen wird. Als Nora auch noch von düsteren Träumen heimgesucht wird, beginnt sie immer stärker an Patch und seinen Absichten zu zweifeln. Doch auch die Rückkehr von Scott, eines Jungen, den Nora als kleines Kind kannte, nach Coldwater, wirft neue Fragen auf. Irgendetwas geht vor zwischen Nephilim und gefallenen Engeln und bei Nora regt sich der Verdacht, dass der Tod ihres Vaters mehr gewesen sein könnte, als ein zufälliger Mord...

Der Einstieg in "Bis das Feuer die Nacht erhellt" fiel mir schwer. Nach einem düsteren Prolog, der in der Vergangenheit spielt und bereits einige Überraschungen verspricht, flachte die Spannung erst einmal ab. Die Beziehung zwischen Nora und Patch ist zwar wirklich romantisch, aber die Magie vom ersten Teil habe ich nicht mehr gespürt. Eher schien es mir, als müsse die Autorin schon mit Gewalt versuchen, die Bedrohung, das Düstere, das Mysteriöse, das Patch nach seiner Wandlung vom gefallenen Engel zum Schutzengel ein wenig eingebüßt hatte, wieder zurückzuholen.

Unter dieser Bemühung litt für mich vor allem der Charakter der jungen Ich-Erzählerin Nora. Ihre vorherrschenden Charaktereigenschaften sind plötzlich Eifersucht und Misstrauen. Sie sucht mit ihrer ganzen Engergie und Leidenschaft nichts anderes als das Haar in der Beziehungssuppe mit Patch. Zu Beginn schienen mir dieses Misstrauen und diese Eifersucht einfach zu sehr konstruiert zu sein und hatten einen zu starken Beigeschmack nach Hirngespinsten, als dass ich mich von Noras Gedanken wirklich anstecken lassen und das Dunkle in Patch entdecken konnte. Stattdessen hatte ich richtig Mitleid mit dem sympathischen Düsterling, der diese zickige Freundin wirklich nicht verdient zu haben schien.

Erst nach etwa einem Viertel des Buches änderte sich das. Plötzlich war das Geheimnisvolle zurück, Patch hatte wieder etwas Bedrohliches an sich und Nora wurde mir wieder etwas sympathischer. Auch der neue Charakter Scott, der gutaussehende Coldwater-Rückkehrer, ist sehr gelungen und konnte die Lücke, die meiner Meinung nach durch das "Sommerferien-Loch" entstand, gut ausfüllen. Dadurch, dass Nora im Sommer nämlich nicht regelmäßig zur Schule geht, war ihre flippige Freundin Vee über weite Teile nicht mehr so präsent, wie im ersten Band. Und so nervig ich ihre überdrehte amerikanische Art in "Engel der Nacht" auch fand - ein bisschen gefehlt hat sie mir dennoch. Trotzdem: Die Charaktere sind alle überzeugend, oft undurchsichtig und sicher alles andere als schwarz-weiß.

Inhaltlich hat dieser zweite Teil fiel zu bieten, überrascht immer wieder und ist nach der anfänglichen Flaute sehr spannungsgeladen. Während Nora versucht, Patch' rätselhaftem Verhalten auf die Schliche zu kommen, wird sie in gefährliche Entwicklungen verstrickt, die ihr Leben bedrohen, und erfährt zusammen mit dem Leser viel Neues und Überraschendes über sich selbst und das Zusammenspiel zwischen Nephilim und Engeln, was auch für die folgenden Bände eine spannende Geschichte verspricht. Besonders das offene Ende hat es in sich. Es lässt mich ein wenig schockiert und mit dem starken Gefühl zurück, sofort weiterlesen zu wollen - und so sollte es nach einem guten Ende inmitten einer mehrteiligen Reihe doch auch sein.

Sprachlich ist "Bis das Feuer die Nacht erhellt" wieder sehr gelungen. Die Autorin hat die Ich-Erzählerin mit jeder Menge Wortwitz und trockenem Humor ausgestattet und ihr Sarkasmus macht beim Lesen richtig Spaß. Die Sprache ist weder zu einfach noch gestelzt, liest sich sehr flüssig und trägt mit wundervollen Beschreibungen gut zur leicht bedrohlichen Atmosphäre dieser Mystery-Reihe bei. Auch die Covergestaltung ist wie beim ersten Teil schon einfach gut gelungen und passt durch die dunklen Farben hervorragend zur Handlung.

Fazit: Bis auf einen etwas schwierigen Einstieg, bei dem es der Autorin meiner Meinung nach nicht gelang, der glücklichen Beziehung zwischen Nora und Patch auf glaubhafte Art und Weise ein Ende zu setzen, hat mir auch dieser zweite Teil der Reihe sehr gut gefallen. Die Charaktere sind abwechslungsreich, die Atmosphäre ist düster und geheimnisvoll und die Sprache glänzt durch viel Humor. Eine Handlung voller Überraschungen und ein spannendes offenes Ende, sorgen letztendlich dafür, dass ich den nächsten Teil kaum erwarten kann.