Rezension

Düster und beklemmend …

Der Report der Magd
von Margaret Atwood

Bewertet mit 4 Sternen

Nach einer atomaren Katastrophe herrscht in Teilen Nordamerikas ein totalitäres Regime. Religiöse Fanatiker gründeten den Staat Gilead, in dem  die Männer alle Macht haben und Frauen nur noch zur Arterhaltung dienen. Dort lebt auch Desfred, eine junge Frau die als gebärfähig eingestuft und einem Kommandanten als „Magd“ zugeteilt wurde, dessen Ehefrau sich als unfruchtbar erwiesen hat. Vor der Katastrophe war sie in einer Bibliothek beschäftigt, hatte Mann und Kind, jetzt ist sie Zweitfrau und einzig dazu da, dem Ehepaar ein Kind zu gebären – gelingt ihr das nicht, droht die Abschiebung in entfernte Kolonien zur Giftmüllentsorgung …

Margaret Atwood, geboren 1939 in Ottawa, ist eine kanadische Schriftstellerin, die besonders durch ihre Romane und Kurzgeschichten bekannt wurde. Sie gilt heute als eine der renommiertesten Autorinnen im englischsprachigen Raum. „Der Report der Magd“ (The Handmaid’s Tale) erschien erstmals 1985, wurde in mehr als dreißig Sprachen übersetzt und 1989 von Volker Schlöndorff unter dem Titel „Die Geschichte der Dienerin“ verfilmt. Margaret Atwood war mit dem kanadischen Ornithologen, Schriftsteller und Naturschützer Graeme Gibson bis zu seinem Tod im September 2019 verheiratet und hat eine Tochter, die 1976 geboren wurde. Heute lebt sie in Toronto.

Das vorherrschende Thema in „Der Report der Magd“ ist das Leben von Frauen in einem diktatorischen, von Männern beherrschten und regierten Staat. Anhand von Tonbandaufzeichnungen, die etwa 200 Jahre später ausgegraben, analysiert und der „Magd Desfred“ zugeordnet wurden, lernen wir den Alltag der Bewohner von Gilead kennen. Wir erfahren von ihr wie es ist, als Frau in einem Staat mit totaler Überwachung zu leben. Sie erzählt von brutaler Unterdrückung, von Missbrauch, von grausamer Folter und von Ängsten, aus denen es keinen Ausweg zu geben scheint. Dazwischen erinnert sie sich immer wieder an vergangene schönere Zeiten, an Ehemann Luke und an ihre kleine Tochter, und hofft, dass beide noch am Leben sind.

Ein bedrückendes Szenario, das die Autorin hier serviert, zumal die Wirklichkeit gar nicht so weit entfernt ist. Es gibt heute noch (oder wieder) genügend Länder, in denen religiöse Fundamentalisten herrschen, wo Frauen unterdrückt werden und zu absolutem Gehorsam gezwungen sind. Der Schreibstil ist dabei ganz den Gegebenheiten angepasst und lässt uns nachdenken. Wie würde man sich verhalten, wenn bei uns Anarchie herrschen würde? Gegen Ende der Geschichte regt sich zwar Widerstand, doch eine Antwort gibt es nicht.

Fazit: Eine Geschichte, die dem Leser noch lange im Gedächtnis bleibt und hoffen lässt, dass solche Verhältnisse bei uns nie eintreten werden.