Rezension

Düster und verstörend

Hate is all I feel - Siobhan Davis

Hate is all I feel
von Siobhan Davis

Bewertet mit 1 Sternen

Dieses Werk ist erst für Leser ab 18 Jahren empfohlen; es enthält zu Beginn eine Trigger-Warnung, die unbedingt beachtet werden sollte – meines Erachtens ist sie noch sehr milde formuliert. Wer eher zartbesaitet ist und einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn hat, sollte die Finger von diesem Roman lassen. 

Noch Tage nachdem ich dieses Buch beendet hatte, war ich erschüttert und konnte nur fassungslos den Kopf darüber schütteln, mit welcher Intensität hier rohe Gewalt zwischen zwei Buchdeckel gepresst worden ist. Für mich war es das erste Werk aus dem Genre 'Dark Romance', also totales Neuland, und im Nachhinein denke ich mir, dass ich es bei diesem Ausflug in besagtes Genre belassen sollte. Was ich erwartet hatte? - Ehrlich gesagt: eine Art New Adult-Lovestory inklusive ein paar düsterer Szenen, in denen es etwas 'rauer' zugehen würde; also definitiv keinen Wohlfühl-Roman zum Zurücklehnen und Träumen. Tatsächlich fühlte mich vorbereitet auf ein gewisses Level an Gewalt. So ungewohnt die derbe, vulgäre Ausdrucksweise anfangs auch für mich gewesen war – die Leseprobe hatte ich dennoch insgesamt als vielversprechend empfunden: eine verhängnisvolle Nacht, in der eine junge, verzweifelte Frau ihrem Leben ein Ende setzen möchte…und dann von einem mysteriösen, attraktiven Fremden zunächst gerettet und anschließend entjungfert wird. Mein einziger Kritikpunkt war zu diesem Zeitpunkt gewesen, dass die Begierde zwischen den Figuren nicht so ganz glaubwürdig und authentisch erschien, mir fehlte das Prickeln. Kurzum: ich hoffte auf etwas mehr Intensität. Ich ahnte ja nicht, dass ich wenig später entsetzt auf die Seiten starren und mich fragen würde, warum in aller Welt ich mir mehr Intensität gewünscht hatte.

Abby wächst in einem goldenen Käfig auf: ihre Familie ist steinreich und so mächtig, dass man es mit der Angst zu tun bekommt. Sie und ihr Bruder Drew sind bereits als Kinder ihren zukünftigen Ehepartnern versprochen worden – im Rahmen eines väterlichen Business-Deals. An der Rydeville Highschool dominieren sie über Mitschüler und Lehrer, denn ihr Reichtum macht sie quasi unantastbar. Abbys Zwangs-Verlobter ist Trent: sexy, cholerisch, grausam und masochistisch - ein Widerling par excellence. Kein Wunder, dass sie nicht begeistert von ihm ist und verzweifelt nach einem Ausweg aus ihrer Situation sucht. Drew hat mehr Glück, er ist aufrichtig verliebt in seine Verlobte und behandelt sie anständig. Dann tauchen drei verboten heiße Jungs an der Schule auf – und für Abby beginnt ein Albtraum. Sie hatte gedacht, nach dem Tod ihrer geliebten Mutter könnte es nicht mehr schlimmer kommen. Sie hatte angenommen, sie wüsste, was maximaler Hass ist. Doch ihre Hölle auf Erden hat gerade erst begonnen. 

Der Schreibstil der Autorin ist direkt und unverblümt, absolut schonungslos – sehr passend im Hinblick auf die Handlung. Leider hat der Roman mich emotional überhaupt erreichen können, abgesehen davon, dass ich zwischenzeitlich so angewidert war, dass ich am liebsten die Lektüre abgebrochen hätte. Schwerer seelischer und körperlicher Missbrauch (an Jugendlichen!), Vergewaltigung, Mobbing… - Erniedrigung/Demütigung und menschliches Leid auf beinahe jeder Seite. Zwischenzeitlich werden humorvolle Kommentare eingestreut, die jedoch den Grundton der Story nicht mehr auflockern können und eher plump eingestreut wirken, nach dem Motto: 'jetzt mal kurz was zum Lachen, mit Überblende zur nächsten Vergewaltigung'. Die Figuren sind klischeeüberladen – ausnahmslos alle Frauen sind devote, hilflose Kreaturen, die jederzeit gefügig sein müssen und von der 'Gnade' der Männer abhängig sind. Mit der Hauptfigur hatte ich anfangs noch Mitleid, was sich allerdings zügig in Verständnislosigkeit ob ihrer widersprüchlichen Verhaltensweise verkehrte. - Ihren sexy Verlobten hasst sie, weil er ihr körperliche Gewalt antut. Auf einen ihrer sexy Peiniger hingegen, fliegt sie…weil er ihr körperliche Gewalt antut?! Mit 'Romance' hat das für mich nichts zu tun. In vielerlei Hinsicht war die Handlung dermaßen überspitzt und unrealistisch (Stichwort: finanzielle ‚Weltherrschaft‘), dass sie einfach nur grotesk auf mich wirkte und ich sie absolut nicht ernstnehmen konnte. Einzig die Missbrauchsszenen wirkten authentisch und waren geradezu verstörend realistisch geschildert. 

Ein Cliffhanger am Ende soll zum Weiterlesen animieren, allerdings denke ich nicht, dass ich den Folgeband oder ein weiteres Werk der Autorin lesen werde. 

Meine Wertung (1 Stern) basiert auf der Grundidee, die extrem viel Potential hat, sowie auf dem optisch ansprechenden Cover.