Rezension

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Düstere Geistergeschichte mit einigen kleineren Schwächen

Seelenhauch - Annie J. Dean

Seelenhauch
von Annie J. Dean

Helen ist ausgebildete Krankenschwester auf der Intensivstation und hat alltäglich den Tod vor Augen. An Übersinnliches glaubt sie aber nicht. Als ihre Mitbewohnerinnen eine Séance veranstalten wollen, lehnt sie dies zuerst ab, wird aber schließlich doch überredet. Was dann geschieht, hätte sie nicht für möglich gehalten. Ein Geist heftet sich an ihre Fersen und lässt ihr keine ruhige Sekunden mehr, bis er seine Botschaft übermittelt hat. Zusammen mit Elias, den sie bei den Nachforschungen kennen lernt, kommt Helen vergangenen Zeiten näher, als ihr lieb ist...

Die Geschichte beginnt spannend: Man  erlebt die gruselige Geisterbeschwörung hautnah mit, erst die Neugierde, dann das Entsetzen, als wirklich jemand antwortet und Helen fortan verfolgt. Ihr Grauen wird absolut auf den Leser übertragen. Auch die Szene auf der Intensivstation war gut inszeniert, wenn auch ein bisschen vorhersehbar.
Die beiden Hauptpersonen Helen und Elias sind sympathische Charaktere mit Ecken und Kanten und vor allem einer gewissen Tiefe. Besonders Elias hat schon schlimme Dinge durchgemacht, über die er immer noch nicht hinweg gekommen ist.
Die Geistergeschichte war gruselig und hat Spaß gemacht. Mir hat gefallen, dass zu Beginn immer mehr kleine grausame Details offen gelegt werde, z.B. als Elias das Zimmer findet und man sich sofort fragen muss, was diese Mauern schon für schreckliche Dinge gesehen haben mögen.
Nicht ganz überzeugt hat mich die Darstellung der "Übergänge" in die Vergangenheit. Das hätte man noch gruselige gestalten können. So ging es etwas zu sehr um die Verschmelzungsprozesse der Geister und auch die Szenen in Elias Wohnung konnte ich mir nicht so gut ausmalen.
Vielleicht hätte man da etwas weniger "zeigen" sollen, dafür mehr mit Stimmungen/Atmosphären arbeiten können.
Die ganze Geschichte, die sich in der Vergangenheit abspielt, ist dagegen absolut überzeugend und tragisch. Man leidet richtig mit, kann sich aber gleichzeitig ganz genau vorstellen, dass solche brutalen Schicksale tatsächlich stattgefunden haben.
Ich hätte mir zum Schluss auch noch etwas mehr von Elias gewünscht, z.B. wie er auf seine Familie zugeht und sich mit ihnen ausspricht. Gerade für die Figur des Vaters wäre das schön gewesen.

"Seelenhauch" ist eine sehr flüssig zu lesende, düstere "Geistergeschichte" mit kleinen romantischen Liebesgeschichten, die gut unterhält und an kalten, nebligen Herbstabenden besonders viel Spaß bereitet.