Rezension

Düstere Milieustudie um die Band Klarstein

Der kalte Saphir - Michael Düblin

Der kalte Saphir
von Michael Düblin

Bewertet mit 4 Sternen

Düblin beschreibt in seinem Roman "Der kalte Saphir" die Recherche der Musikjournalistin Jule Sommer zu einem in der Neujahrsnacht 1981/82 um die Band Klarstein. Dazu trifft sie den ehemaligen Tontechniker, der ihr verspricht, erstmalig die ganze Wahrheit zu erzählen. Der Roman besteht aus Interviewsequenzen und Rückblicken, die wohlsortiert sind, so dass man der Chronologie der Ereignisse als Leser gut folgen kann. Schnell wird deutlich, dass Düblin sichnicht allein auf den Mordfall beschränkt, sondern ein intensives Bild des Zeitgeistes, Der Band Klarstein und vor allem der Bandmitglieder und ihren Beziehungen entwirft. Er arbeitet die Charaktere seiner Protagonisten sehr fein heraus und läßt doch dabei einiges offen. Sein Schreibstil ist flüssig und abwechslungsreich, immer wieder mit poetischen Einschüben, die zu dem beschriebenen Künstlermilieu passen. Wer einen Krimi erwartet, wird trotz der Rahmenhandlung, enttäuscht sein, da sich Düblin Zeit läßt, die Geschichte zu entwerfen  und der Leser, genau wie die ambitionierte Journalistin, Geduld mitbringen muss. Insgesamt fand ich den Roman durchaus interessant und zeitweise auch sehr spannend, bin aber durch die düstere und kaputte Atmosphäre der Geschichte doch froh gewesen, als ich ihn nach der letzten Seite wieder weglegen konnte.