Rezension

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Düstere Romantik!

Der Sandmann - E. T. A. Hoffmann

Der Sandmann
von E. T. A. Hoffmann

Bewertet mit 4.5 Sternen

Sehr detaillierte Beschreibung

Der junge Nathanael erwischt seinen Vater eines nachts wie er mit dem angsteinflößenden Coppelius alchemistische Experimente durchführt und der Vater dabei umkommt. In dem Irrglauben Coppelius habe seine Augen verbrannt, erleidet Nathanael ein Kindheitstrauma und erkrankt danach schwer, erholt sich aber wieder. Verfolgt von dem Trauma leidet er als Erwachsener immer noch unter den Geschehnissen. Im Wetterglashändler meint er Coppelius wieder zu erkennen und schreibt dies seinem Freund Lothar. Irrtümlicherweise erhält seine Frau Clara den Brief und erfährt von seiner Vermutung. Daraufhin macht sie sich Sorgen um ihn und tut seine Vermutung als Fantasie ab und kümmert sich nicht weiter darum. Gefangen von seiner Angst und dem Trauma,welches wieder die Oberhand gewinnt, verdunkelt sich Nathanaels Gemüt zusehends und er beginnt Gedichte und Texte darüber zu schreiben, das Coppelius die Beziehung zwischen ihm und Clara zerstören will und sie beide in den Abgrund stürzen wird. Er versucht nur seine Gefühle auszudrücken, erfährt allerdings nur Ablehnung von Clara, die mehr und mehr genervt von ihm ist und ihn das auch spüren lässt. Beleidigt und verletzt beginnt er Clara in einem Ansturm aus Wut zu beleidigen, bis Lothar einschreitet und es beinahe zu einem Duell kommt, welches Clara rechtzeitig beenden kann. Durch einen Brand in seiner Wohnung, zieht Nathanael in eine andere Wohnung. Von dort aus kann er Olimpia - die Tochter des Physikprofessors -  beobachten und verliebt sich nach und nach in sie, bis er sie schließlich Tag für Tag besuchen kommt und mit ihr spricht. Alle um ihn herum merken , dass Olimpia ein Menschenautomat ist, also quasi wie eine Puppe, nur Nath. glaubt weiter an eine Liebe beiderseits und beschließt ihr einen Heiratsantrag zu machen. Kurz zuvor bekommt er einen Streit zwischen dem Professor und dem Wetterglashändler mit, der schließlich mit Olimpia flieht. Jetzt erkennt Nath die Wahrheit und sieht was Olimpia wirklich ist. Ihre glasigen, auf den Boden gefallenen Augen, lassen sein Trauma mit den verbrannten Augen hochkommen und er verfällt in einen Wahn. Infolgedessen stürzt er sich auf den Professor, um ihn umzubringen. Andere zerren sie auseinander und Nath kommt in ein Tollhaus. Offensichtlich genesen, kehrt er zurück und zieht mit Clara in eine andere Stadt. Beim Einkauf in der Stadt betrachten sie sie von einem Turm aus. Nath verfällt beim Anblick Claras erneut in den Wahnsinn, versucht sie hinunter zu stoßen, erblickt Coppelius unten am Fuß des Turms und springt selbst in den Tod.

 

Auf diese Werk bin ich durch die Schule gekommen. Anfangs war ich skeptisch, aber nach und nach gefiel mir das Buch sehr gut. Besonders gut finde ich, dass es sich um ein Werk aus der Romantik (genauer gesagt Schwarze Romantik) handelt, da es meine absolute Lieblingsepoche ist. Die wird im Wesen Nathanaels deutlich, da er sehr verträumt, realitätsfern und teilweise wahnsinnig ist. Er drückt sich in Gedichten und Geschichten aus, wird aber von Clara gar nicht verstanden, die verkörpert die wesentlichen Merkmale der Aufklärung. Teilweise kann ich Nath Verletzung durch Claras Abweisung gut verstehen, weil er - wenn auch auf verkorkste Art und Weise - seine Gefühle ihr widmet und sie sie nur zurückweist und seinen Ausdruck nicht versteht. Besonders schön finde ich auch die Gegenüberstellung und Differenz zwischen den Epochen Romantik und Aufklärung, die sich teilweise feindlich gegenüberstehen und die Aufklärung (Kaltherzigkeit) hier kritisieren (durch Nathanael). Insgesamt kann ich das Werk nur empfehlen, wenn man mal was neues ausprobieren und lesen möchte. Es ist toll -  wenn auch verwirrend wegen der Liebe zu Olimpia - geschrieben und die Sprache ist auch gut verständlich.