Rezension

Düstere Zeiten

Die sonnige Zeit -

Die sonnige Zeit
von Conny Lüscher

Bewertet mit 5 Sternen

Eine sehr düstere und packende Dystopie die mich schlichtweg begeistert hat.

Lilly hat die Gabe ihrer Mutter geerbt. Auf der einen Seite ist sie damit eine Aussenseiterin, auf der anderen Seite suchen gerade deswegen die Menschen sie auf. Doch Lilly ihre Cousine Sigrid hat die gleiche Gabe, nutzt sie nur anders. Das Leben von beiden verläuft anders und doch kreuzen sich ihre Wege des öfteren. Als ein brutales Regime die Macht übernimmt und Lilly schwanger wird ist es für Sigrid klar dass sie alles tun wird um das Kind von Lilly er bekommen...

"Sie wussten beide, dass das, was Kinder erzählten, keine Rolle spielte. Hier im Dorf nicht, und wahrscheinlich auf der ganzen Welt."(Seite 38)

Was wäre wenn? Damit spinnt die Autorin Conny Lüscher ihren Roman "Die sonnige Zeit" weiter. Was wäre wenn ein Diktator oder Kriegstreiber den Krieg gewonnen hätte? Und die Weltgemeinschaft, die Gesellschaft an sich, kaputt gehen würde? Eine sehr düstere Dystopie die mich aber komplett überzeugt hat.

Vielleicht vorweg eine Warnung - Schwangeren und sensiblen Lesern würde ich das Buch nur bedingt ans Herz legen. Die Autorin zeichnet ein wahrlich düsteres Bild und das geht an das Leserherz. Nicht alle Situationen sind einfach hinzunehmen, regen zum Nachdenken und Mitfühlen ein und beschäftigen.

Der Schreibstil an sich - da kann man gar nicht motzen. Er ist packend, er nimmt mit, er lässt einen nicht mehr los, eigentlich will man das Buch gar nicht mehr weglegen. Im Grunde hat die Autorin im bildlichen und schriflichen Stil eine spannende Leistung abgeliefert.

Lilly ist die Hauptperson in diesem Roman. Über ihre Gabe werde ich nichts verraten, damit wäre ein Überraschungseffekt dahin. Mit ihr leidet man natürlich immer mit, ist an ihrer Seite und schon zu Beginn hat Lilly mehr zu ertragen als manch Kind es leisten könnte. Aber ihr Mut und Zuversicht überzeugen, sind nicht übertrieben und treiben den Leser mit.

Mit Sigrid ist der Gegenpol zu Lilly geschaffen. Interessant hier dass beide die gleiche Eigenschaft haben, damit aber ganz unterschiedlich umgehen, sie nutzen und einsetzen. Und nein, die Gabe ist nicht übertrieben oder gar zu mysteriös. Sigrid möchte man eigentlich die ganze Zeit an die Wand werfen und wünscht ihr durchweg nur das Schlechteste.

Eine neue Welt, ein neues Regime welches bedingungslos und hart durchgreift. Wer Geld und Ansehen hat ist sicher, der Rest muss arbeiten, sterben, knechten, ruhig sein. Es herrschen Hunger, Unzufriedenheit, Misstrauen und Schwangere sind kaum nocht zu sehen, denn es herrscht eine Art Unfruchtbarkeit unter der Bevölkerung.

Natürlich kann das Regime dies nicht so hinnehmen, denn ein Land kann nur stark sein und bleiben wenn es genügend Nachwuchs gibt. Doch was ist passiert? Und welche dunklen Geheimnisse passieren hinter verschlossenen Türen? Kann man sie aufbrechen und eine neue, bessere Welt schaffen?

Eine Dystopie die mich überrascht, mitgenommen aber vor allem überzeugt hat und die ich gerne gelesen habe.