Rezension

Düsterer, genialer Endzeitroman mit überraschend viel Witz !

Die fünfte Welle - Rick Yancey

Die fünfte Welle
von Rick Yancey

Bewertet mit 4 Sternen

Die erste Welle: Licht aus
Die zweite Welle: Hohe Brandung
Die dritte Welle: Seuche
Die vierte Welle: Silencer

Die wichtigste Regel fürs Überleben: Traue niemandem !

Meinung:

Ich muss gestehen, das ich so überhaupt kein Freund von Science-Fiction, Aliens und Co. bin. Zwar lese ich gerne Dystopien, aber Wesen aus dem All brauch ich dabei nun wirklich nicht. Jetzt war allerdings die Resonanz auf diesen Roman so dermaßen positiv, das ich wissen musste, ob das Buch wirklich so toll ist wie alle sagen. Nun, mein Fazit lautet: Ja, ist es !

Anfangs war ich etwas verwirrt, denn Rick Yancey beginnt mit seiner Geschichte im Jahr 1995 und springt dann ins Hier und Jetzt zu Cassie und es war nicht ganz so leicht ihm zu folgen. Zwar legte sich das schnell wieder, aber es gab hin und wieder einen Rückblick in die Vergangenheit, der mich komplett aus dem Trott brachte.
Sein Schreibstil ist, wenn man von diesen Zeitsprüngen und Rückblenden absieht, echt genial. Wir befinden uns mittendrin in einer völlig zerstörten Welt, die er im Übrigen sehr bildhaft beschreibt, und trotzdem ist sein "Ton" beschwingt, beinahe leicht und witzig. Das hat mich wohl am Allermeisten überrascht. Seiner Protagonistin Cassie verleiht er überraschend viel Sinn für Humor, obwohl sie sich in einer absolut hoffnungslosen Situation befindet. Das war, man kann es nicht anders sagen: Absolut erfrischend.
Wer jetzt denkt, das Rick Yancey hier die Komikerschiene fährt und alles ins Lustige zieht, dem muss ich gleich sagen, das es SO natürlich nicht ist. Der Plot ist durchaus ernst, die Atmosphäre durchweg sehr düster und beklemmend, die Handlung legt mit jeder Seite an Spannung zu und wächst sich gegen Ende immer mehr zum Nervenkrieg aus. Durch Cassies Humor bringt er immer wieder ein bisschen Licht ins Spiel und lockert die Spannung auf. Die Kombination war einfach unglaublich gut.

Was mir außerdem gefallen hat, war, das der Autor zwischen seinen Protagonisten hin und her wechselt. Wir erleben wie sich Cassie, die wirklich einen eisernen Überlebenswillen hat, durchschlägt und sich auf die Suche nach ihrem Bruder macht, wie sie auf Evan Walker trifft, der ihr das Leben rettet und dessen Geheimnis sie unbedingt aufdecken will.

Dann gibt es einen Wechsel zu Cassies Bruder, den man in ein "Lager" gebracht hat, tut mir leid das ich dieses Wort so verwenden muss, aber genau das ist es. Ein Lager, eines das mich teilweise ganz schrecklich an die Vernichtungslager des Zweiten Weltkriegs erinnert hat. Dort bildet man Sammy, der gerade einmal 5 Jahre alt ist und andere Kinder zu Soldaten aus, die die Welt angeblich vor den Anderen schützen sollen.
Diese Szenen haben mir eine mordsmäßige Gänsehaut beschert, denn die Kids werden von Früh bis Spät gedrillt und sehen grauenvolle Dinge. Das fand ich schon ganz schön krass.

Es gibt noch eine dritte Perspektive und auch Evan Walker kommt einige wenige Male zu Wort. Man erlebt also mehrere kleine Geschichten, die sich parallel abspielen und am Ende zu einer zusammenlaufen.

Ein dicker Minuspunkt, ist die Tatsache, das sich Rick Yancey unglaublich intensiv mit der Beschreibung um die Ausbildung der Kids beschäftigt und auch "Einsätze" ausführlich erklärt, das Warum und Wieso aber beinah ein bisschen auf der Strecke bleibt. Was genau wollen die Anderen ? Ja, sicher sie wollen unsere Welt für ihre Zwecke nutzen, aber das war mir alles viel zu schwammig und ich hätte mir gewünscht, das er das Drumherum um die Eroberung der Welt noch ein bisschen mehr ausbaut.

Das Ende könnte man als in sich geschlossen betrachten. Da der Roman aber als Auftakt einer Trilogie angelegt ist, bin ich sehr gespannt was mich im zweiten Band erwarten wird.

Fazit:

Mit "Die fünfte Welle" gelingt Rick Yancey eine Dystopie der etwas anderen Art. Er schafft eine geniale, düstere aber auch witzige Kombination die von Spannung, über reichlich Action bis hin zu einem Hauch von Lovestory alles bietet was mein Leserherz begehrt. Absolut empfehlenswert.

©Ina's Little Bakery