Rezension

Düsterer Thriller mit Einblick in die (eigenen?) Abgründe

Shining
von Stephen King

Ex-Alkoholiker Jack Torrance nimmt einen Job als Hausmeister im Overlook an, ein Hotel mitten in den Bergen. Gemeinsam mit seiner Frau Wendy und seinem kleinen Sohn Danny reist er zum Saisonende hin an, nicht ahnend, dass das Hotel eine mehr als zweifelhafte Geschichte hat. Insbesondere Danny, der über die Gabe der Hellsicht verfügt, fürchtet das Hotel und seine Macht, doch zunächst scheint sich die Situation zu bessern: Die Ehe von Jack und Wendy erlebt einen Aufschwung und Jack kommt mit seinem Theaterstück voran, endlich, seit langer Zeit.
Doch neben merkwürdigen Vorfällen, verändert sich Jack zunehmend. Je mehr er über das Hotel erfährt, desto mehr steigert sich sein Hass gegen alles und jeden. Belastet von der Vergangenheit und dem Verlangen nach Alkohol, verliert er sich selbst, doch weigert er sich, dies zu erkennen. Dann schneit das Hotel ein, und vor allem Danny befindet sich in höchster Gefahr...

"Shining" ist für mich der fünfte Roman von Stephen King und ich bin erneut begeistert. Die Figuren sind wie immer sehr facettenreich, und vor allem Danny habe ich ins Herz geschlossen. Dieser kleine Junge, der versucht, es jedem Recht zu machen und mit einer Bürde zu kämpfen hat, die selbst Erwachsene in den Wahnsinn treiben würde, ist trotz all seiner Probleme liebenswert und ehrlich. Oftmals vergisst man, dass es sich um einen fünfjährigen Jungen handelt, gerade je weiter die Handlung voranschreitet. Auch Wendy und Jack haben viele Seiten: Jack, der nur Anerkennung will und mit seiner Vergangenheit zu kämpfen hat, und Wendy, die Danny schützen will, um jeden Preis.
Vergangenheit ist ein sehr zentrales Thema in "Shining" - Jack und Wendy, die versuchen, über sie hinweg zu kommen und das Overlook, das sie herauf beschwört.
Natürlich ahnt man als Leser, dass etwas passieren wird, vor allem wegen Dannys Träumen (und weil man Stephen King kennt - "Es" bereitet mir immer noch Unbehagen). Trotzdem ist da diese Hoffnung, dass doch noch alles gut ausgeht, doch dies wird zunehmend unrealistischer.
Stephen Kings Schilderungen sind so real, so überzeugend, dass man sich einfach alles vorstellen kann; das macht es so schlimm. Könnte das alles nicht doch möglich sein? (Natürlich nicht, aber beim Lesen überkamen mich doch Zweifel.)
Interessant ist es, dass ein Protagonist in Kings Romanen immer schreibt bzw. versucht zu schreiben und/oder Englischlehrer ist. Parallelen zu anderen King-Romanen findet man häufig, wenn auch nicht so viele in "Shining".
Noch ein Wort zum Cover: Die Gefahr des Hotels ist spürbar und Dannys Angst auch, es passt also perfekt.(Leider ist oben ein anderes Cover dargestellt.)

Insgesamt gefiel "Shining" mir sehr gut, wenn auch nicht ganz so gut wie "Es". Gerade die letzten zweihundert Seiten sind spannend und ließen sich in einem Rutsch lesen. Das ungute Gefühl ließ mich auch nach dem Lesen nicht los und bei einem Thriller ist das ein gutes Zeichen;-)
Ich bin gespannt, wie es mit Danny weitergeht und vergebe 4,5 von 5 Lesezeichen.