Rezension

Düsteres Geheimnis um eine Familiendynastie

Das Erbe der Wintersteins - Carolin Rath

Das Erbe der Wintersteins
von Carolin Rath

Bewertet mit 4 Sternen

Celine Winterstein arbeitet in der Geschäftsleitung des elterlichen Betriebs und ist frisch verliebt - außerdem stehen noch die Hochzeit ihres kleinen Bruders und Weihnachten vor der Tür. Es könnte alles so schön sein, doch kurz vor Heiligabend erfährt sie von ihrem Vater Gustav, dass die Porzellanmanufaktur in einer ernstzunehmenden finanziellen Schieflage steckt. Daher soll die alte und längst nicht mehr bewohnte Winterstein-Villa inklusive Bootshaus renoviert und verkauft werden, in der Hoffnung, dass der Erlös die Manufaktur retten kann.
Celine soll die Arbeiten überwachen, doch es fällt ihr schwer, sich fremde Menschen im Heim ihrer Kindheit vorzustellen. Der Ortswechsel nach Meylitz weckt außerdem Celines Interesse an ihrer Urgroßmutter Claire - sie war die Gründerin des Familienunternehmens und außerdem die erste Winterstein, die in der Villa gelebt hat.

Ich durfte dieses Buch in einer Leserunde der Lesejury lesen, und die Autorin Carolin Rath stand den Teilnehmern für Fragen zur Verfügung, so dass "Das Erbe der Wintersteins" ein besonderes Leseerlebnis für mich war.

Es gibt zwei Handlungsstränge: einen, der in der Vergangenheit angesiedelt ist und der Claires Lebensgeschichte erzählt, und einen zweiten in der Gegenwart, in dem Celine im Mittelpunkt steht. Die Klara- und Celine-Kapitel wechseln sich hierbei immer ab, die Kapitel enden meistens mit einem kleinen Cliffhanger, wodurch ich immer Lust aufs Weiterlesen hatte.
Die beiden Handlungsstränge ergänzen sich sehr gut, so dass eine runde Geschichte um das Geheimnis der Familie Winterstein auf den Leser wartet.
Die Rückblenden in die Vergangenheit zu Claire Winterstein haben mir hierbei einen kleinen Tick besser gefallen als die Erzählpassagen der Gegenwart - die Szenen waren sehr bildhaft und lebendig beschrieben, so dass ich die örtlichen Gegebenheiten und die handelnden Figuren deutlich vor Augen hatte.
Aber ich fand trotzdem beide Erzählstränge mit ihren Protagonistinnen gut gelungen, und auch die übrigen Figuren waren gut gezeichnet und gaben der Geschichte den letzten Schliff.

Da ich generell Familiengeschichten mit verschiedenen Zeit- und Handlungssträngen sehr gerne mag, hat mir "Das Erbe der Wintersteins" sehr gut gefallen. Carolin Rath hat zudem ein spannendes Geheimnis eingebaut, und sie lässt auch detailreiche Schilderungen über die beim Publikum beliebten Kuriositäten- und Völkerschauen um die Jahrhundertwende mit einfließen, was ich sehr interessant (und auch etwas gruslig) fand.

"Das Erbe der Wintersteins" ist der erste Titel einer "Familiengeheimnis-Reihe" des Lübbe Verlags - die Autorin Carolin Rath arbeitet bereits an einem zweiten Buch, das zu dieser Reihe gehören wird. Die Titel bauen allerdings nicht aufeinander auf, im nächsten Buch wird eine andere Familie im Mittelpunkt stehen, man wird die Bücher also unabhängig voneinander lesen können - ich warte schon sehnsüchtig auf den nächsten Band!

Carolin Rath hat mir mit diesem tollen Schmöker für kalte, graue Wintertage schöne Lesestunden beschert - wer gerne Familiensagas liest, ist mit diesem Titel bestimmt gut beraten.