Rezension

düsteres & realistisches Endzeitszenario

Die fünfte Welle - Rick Yancey

Die fünfte Welle
von Rick Yancey

Bewertet mit 4 Sternen

Ich muss ehrlich zugeben, dass ich mich mit dem Einstieg in die Geschichte schwer getan habe. Zuerst kommt eine ganz kurze Szene im Jahre 1995 und danach steigen wir in den ersten Teil ein. Hier ist dann jedoch keine Jahrzahl vermerkt, so dass es schwierig einzuschätzen ist, wie viel Zeit wirklich vergangen ist.
Cassie ist alleine unterwegs, denkt, dass sie womöglich der letzte Mensch auf der Erde ist und wir erleben ihre Gedankensprünge in ihre Kind und immer wieder zu den vier vorangegangenen Wellen. Dieses Hin und Her hat mich etwas verwirrt und konnte mich nicht so richtig packen.

Doch nach knapp 100 Seiten hatte ich mich orientiert und von da an konnte mich Rick Yancey mit seinem düsteren und oft hoffnungslosen Endzeitszenario fesseln. Der Spannungsbogen wird angezogen und man taucht nicht mehr so oft in die Vergangenheit ein.
Die Geschichte erleben wir vorwiegend aus der ich-Perspektive von Cassie, doch über einzelne Teile begleiten wir auch Zombie, der im Camp Heaven zu einem skrupellosen Soldaten gedrillt wird. Zudem bekommen wir kurze Einblicke in Sammys und Evans Köpfe.

Cassie ist eine sehr willensstarke Person. Obwohl sie alles verloren hat und alleine unterwegs ist, lässt sie sich nicht unterkriegen. Sie klammert sich an den letzten Strohhalm und hofft, dass ihr kleiner Bruder Sammy noch lebt. Ihm hat sie versprochen auf seinen Teddybären aufzupassen und dass sie nachkomme und nun ist ihr genau dieser Bär eine grosse Stütze um nicht aufzugeben. In der ganzen Geschichte wirkt sie sehr authentisch, was für mich auch ihren Sarkasmus auszeichnet, den sie (wohl oft aus Hilflosigkeit) an den Tag legt.
Am Anfang wusste ich nicht so ganz, was ich von Zombie halten sollte, doch nach und nach kristallisieren sich seine wirklichen Charakterzüge heraus.

Ausserirdische finde ich ein schwieriges Thema, denn oft wird es für mich zu 'verkitscht'. Rick Yaney hat meiner Meinung nach ein richtig düsteres und hoffnungsloses Endzeitszenario geschaffen, das trotz Raumschiff und Ausserirdischen sehr realistisch wirkt. Die ganze Story ist sehr durchdacht, baut immens an Spannung auf und die vier Handlungsstränge werden je länger je mehr miteinander verknüpft und enden am Schluss in einem geballten Showdown.
Ein weiteres Highlight waren für mich die starken Charaktere, die die ganze Geschichte auszeichnen.

Wie zu Beginn angetönt ist für mich der Einstieg in die Geschichte ein Kritikpunkt. Mir waren diese unterschiedlichsten Rückblicke irgendwie zu verzettelt.
Dazu kommt, dass die vier verschiedenen Perspektiven zwar sehr interessant und wichtig waren, doch am Anfang hatte ich jeweils etwas Mühe, schnell zu erfassen, wen wir gerade begleiten. Mit der Zeit wurde das aber immer klarer.

Der Schreibstil von Rick Yancey hat mir wirklich gut gefallen und ich finde, dass er sehr gut zur Story passt. Er arbeitet oft mit Aufzählungen und Wiederholungen, was sehr gut zu den inneren Monologen von Cassie passt, die sich viele Gedanken macht. Für mich wurde die Geschichte dadurch emotionaler, authentischer.
Als Leser muss einem klar sein, dass der Autor auch harte Geschütze auffährt. Es wird hoffnungslos traurig, skrupellos brutal und schonungslos blutig.

Fazit:
Erst musste ich mich an den recht unruhigen Seegang gewöhnen, doch dann schwappte "Die fünfte Welle" über mich und die Strömung zog mich unaufhaltsam mit sich fort.
Rick Yancey hat hier ein düsteres Endzeitszenario geschaffen, das sehr durchdacht und realistisch ist. Dazu kommen starke Charaktere und einige Überraschungsmomente, die bei mir punkten konnten.