Rezension

Düsteres Zeitzeugnis vom Leben um 1945

Der Alpdruck - Hans Fallada

Der Alpdruck
von Hans Fallada

Bewertet mit 5 Sternen

Der Verfasser Hans Fallada bezeichnet seinen Roman "Der Alpdruck" in einem Vorwort ganz passend als "Krankheitsbericht" und "document humain". Es ist ihm gelungen, mit seinem Roman ein beklemmendes Zeitzeugnis über Berlin kurz nach der Kapitulation der Nazis zu schreiben.

Zum Inhalt: Der Krieg ist vorüber. Die Städte sind ausgebombt, die Wirtschaft liegt darnieder, die Bevölkerung ist wohnungs- und arbeitslos. Viele leiden Hunger, haben alles verloren und sind im Krieg schwer traumatisiert worden. Daneben boomt der Schwarzmarkt...

In dieser Situation beschließt das Ehepaar Doll aus einer Kleinstadt, die von den Russen eingenommen wurde, in ihre Wohnung in Berlin zurückzukehren. Krankheiten, Depressionen und Drogensucht begleiten sie und machen ihr Leben neben der Behördenwillkür und gesellschaftlichen Apathie zu einem Alptraum...

Dieser Fallada ist im Vergleich zu "Jeder stirbt für sich alleine" eher ein passives, düsteres und schwierig zu lesendes Buch. Schwierig vor allem, weil die Atmosphäre Berlins sehr gut wiedergegeben wird und den Leser in den Roman hineinzieht und mitleiden lässt. Dieser Effekt zieht sich durch das ganze Buch und macht es dadurch einzigartig. Die Schwermut und Perspektivlosigkeit wirkt geradezu ansteckend, so dass man bei jedem Satz bis zum Ende mitleidet und mithofft, dass es doch noch besser wird.

Das Buch ist wirklich sehr gelungen und ein großer Klassiker, welcher das Leben in der frühen Nachkriegszeit wirklich treffend und überzeugend darstellt und beim Leser dadurch einen tiefen, nachhaltigen Eindruck hinterlässt. Ich kann das Buch daher sehr weiterempfehlen!