Rezension

Dunkle Geheimnisse in Amsterdam des 17. Jahrhunderts

Das Geheimnis des Spiegelmachers
von Antoinette Lühmann

Bewertet mit 3.5 Sternen

Abenteuer-Jugendbuch für 12 - 15 Jahre

In Amsterdam häufen sich mysteriöse Todesfälle. Auch die Zwillingsbrüder von Nik van Leeuwenhoek mussten sterben. Dieser hat sich geschworen, den rätselhaften Tod aufzuklären. Dabei kommt er einer geheimnisvollen Gilde von Handwerkern in die Quere, deren Spur er bis nach London zurückverfolgen kann. Was anfangs noch wie ein Abenteuer beginnt, wird schnell ein Kampf um Leben und Tod.

Antoinette Lühmann hat einen Abenteuer-Jugendroman für die Altersgruppe 12 - 15 Jahre geschrieben. Der Schreibstil ist sehr flüssig, die Sprache lebendig und leicht. Kleine Illustrationen begleiten die Kapitel und man bekommt schnell ein Gefühl für das 17. Jahrhundert. Sehr atmosphärisch und detailliert werden die Städte Amsterdam  und London vergangener Zeiten geschildert. Der blühende Handel, das wuselige Treiben am Hafen und duftende Gewürze aus aller Welt dringen direkt aus dem Buch.
Nik stellt bei der Vorstellung von Zitrone und Tabak sofort eine Assoziation zu seinem Vater, dem Händler, her.

Die bedrückenden Gefühle und die Last der Trauer, die auf dem Hause van Leeuwenhoek liegt, ist deutlich spürbar. Der Zwiespalt von Nik, sich seinen größten Wunsch zu erfüllen und die Weltmeere zu bereisen und dem Wissen, seine Eltern nicht mit der Trauer und den Geschäftsproblemen allein lassen zu können, wird gut heraus gearbeitet.
Die Protagonisten werden zu Beginn sehr detailliert und glaubwürdig beschrieben. Außergewöhnlich ist, dass Frauen ein wenig mehr Spielraum eingeräumt wird, als zur damaligen Zeit zu erwarten wäre. Die Frau des Stadtverwalters vermittelt Mädchen in Lehrberufe und tritt auch selbst äußerst forsch und selbstbewusst auf.

Die Verbindung von Fantasie und realistischer Vergangenheit ist gut gelungen. Man kann sich durchaus vorstellen, dass es eine Gilde gegeben hat, die sich an der Herstellung zauberhafter Kunstwerke versucht hat. Hier sind es magische Glaskugeln, zauberhafte Stoffe und schmeichelnde Spiegel, die Wunder vollbringen sollen.

Was sehr vielversprechend beginnt, kann leider zum Ende den aufgebauten Spannungsbogen nicht halten. Das Finale kommt viel zu schnell, so dass wenig Zeit bleibt, die aufgebauten Fragen zu beantworten. Über einige Dinge wird deshalb einfach ohne Erklärung hinweggegangen.
Die zu Anfang angedeuteten Gefühle zwischen den Jugendlichen verblassen von Seite zu Seite immer mehr und werden am Ende gar nicht mehr erwähnt.

Ein Abenteuerroman, der interessante, lebendige Einblicke ins 17. Jahrhundert gibt und den Leser für die Vergangenheit begeistert.