Rezension

Durch Charakterstudie gehemmt

Kleine Feuer überall
von Celeste Ng

Bewertet mit 3 Sternen

Shaker Heights ist als Vorort von Cleveland, Ohio, eine Reißbrett-Idylle für wohlhabende Leute. Das Leben dort unterliegt gesellschaftlichen Zwängen, es wirkt vorbestimmt, ist geprägt von einer gewissen Gleichmacherei, alles ist darauf ausgerichtet, dass die nächste Generation ebenfalls eine Karriere hat. Also, Highschool, Elite-College und Elite-Uni. Auf diesem Weg wird man maximal unterstützt. Aber wehe, man passt nicht ganz ins Schema. Als Blitzableiter erntet man dann sämtlichen Groll, den alle unterschwelligen Probleme verursachen. 

Mich hat die Konstellation der vielen Hauptcharaktere sehr stark die 90er Jahre Serie „Beverly Hills 90210“ erinnert. Es gab jeweils einen männlichen und einen weiblichen Schönling, einen Nerd und und eine Rebellin. Allesamt sind sie Kinder der Familie Richardson. Um das 90210-Bild zu vervollständigen gibt es noch Pearl, die in einer Mietwohnung lebt. Sie vervollständigt die Gruppe als finanziell gesehen „Arme“, aber intellektuelle Persönlichkeit. Lange Zeit schien es, als würde sich Celeste Ng in der Beschreibung dieser Charaktere und ihrer täglichen Handlungen verlieren. Deshalb habe ich mich auch eine ganze Weile mit der Geschichte schwer getan.

Nach meinem Empfinden nimmt die eigentliche Handlung erst in der zweiten Hälfte des Buches Fahrt auf, die mir dann auch ziemlich gut gefallen hat. Celeste Ng spricht gesellschaftspolitische Probleme wie Rassismus und Ungleichverteilung von arm und reich an. Sie zeigt auf, wie Menschen aus unterschiedlichen Gesellschaftsschichten mit einer Notlage umgehen, was sie als Notlage empfinden und was sie zu tun bereit sind, um ihr Problem zu lösen. Sie beleuchtet dabei sehr intensiv die jeweiligen Gefühlslagen der Charaktere.

Am nächsten bin ich Mia gekommen. Als Künstlerin ist sie ständig auf der Suche nach neuen Inspirationen. Mit ihrer Tochter Pearl zieht sie quer durchs Land von Ort zu Ort. Sie lebt so viel wie möglich ihren Traum, mit künstlerischer Fotografie Statements zu setzen. Dafür ist sie bereit, mehreren schlecht bezahlten Nebenjobs nachzugehen. Durch ihr Geheimnis ist sie allerdings auch immer ein bisschen auf der Flucht.

 Die Charaktere der Familie Richardson haben mich bis auf die rebellische Izzy überhaupt nicht berührt. Izzy mit ihren „Macken“ ist für mich das Ergebnis von zu viel Liebe und Zuneigung. Ihre Eltern sind kurz davor, ihr eigenes Kind damit zu erdrücken. Das alles nur aus Angst, Izzy könnte etwas zustoßen.

Insgesamt war „Kleine Feuer überall“ okay, aber auch nicht mehr. Die Charakterstudie war mir einfach zu umfangreich. Die Parallelen zu Beverly Hills 90210 waren mir persönlich zu stark.