Durch die verschiedenen Stile der erzähler wird das Buch nie langweilig
Bewertet mit 4 Sternen
Ein paar Freunde tun sich in den 90er Jahren in Neuruppin zusammen, um reich zu werden. Beginnend mit der Pommesbude, über Automatenaufstellungen, Spielhöllen, Puff und Drogenhandel sind sie recht flexibel unterwegs. Zum Schluss „seriös unterwegs“ holt sie die kriminelle Vergangenheit ein, da zwei Kronzeugen aussagen. Bekannt wurden sie als „XY“ Bande, benannt nach ihren Autokennzeichen.
Mir war weder die „XY“ Bande bekannt noch der Prozess oder Neuruppin. Oder der Autor.
Frank Willmann beschreibt das Milieu aus Sicht einiger Bandenmitglieder. In chronologischer Reihenfolge erzählen sie plastisch abwechselnd von der Kindheit bis zum Prozess und dem Gefängnisaufenthalt. Dabei wird auf die moralische Keule und Bewertung durch den Autor verzichtet.
Das Buch habe ich in einem Rutsch gelesen, da der Inhalt spannend war. Durch die verschiedenen Schreibstile, je nachdem wer erzählt, wird es nie langweilig. Manchmal musste ich schmunzeln, manchmal wunderte ich mich, wie leicht Drogenschmuggel und -verkauf sein konnten. Die Jahre schienen so selbstverständlich leicht zu sein. Als Leser bekam ich einen authentischen Eindruck dieser Zeit.
Schön hätte ich es gefunden zu lesen, wie es den erzählenden Protagonisten heute geht. Die Freundschaft existiert noch, doch wie leben sie jetzt? Von Olaf Kamrath ist es bekannt.