Rezension

Durchdacht und mit Tiefgang

Der Leuchtturmwärter - Camilla Läckberg

Der Leuchtturmwärter
von Camilla Läckberg

Bewertet mit 4.5 Sternen

Zuerst mal muss ich loswerden, dass ich den Inhaltstext nicht hundertprozentig passend finde. Dabei geht um Ericas Freundschaft zu Annie. Ich denke, ich spoilere nicht wirklich, wenn ich sage, dass die beiden zwar in einer Klasse waren, aber nie durch die Art von Freundschaft verbunden waren, die man sich bei diesen Worten vorstellen würde.
Annie kehrt nach langer Zeit in ihre Heimat zurück, ihr muss etwas Schreckliches zugestoßen sein, davon zeugt das Blut an ihren Händen. Auch ihren Sohn Sam hat sie dabei und will nun auf Graskar, ihrer Leuchtturminsel, Ruhe und Frieden mit ihrem geliebten Kind finden.
Auch Mats ist nach Misshandlungen zu seinen Eltern zurückgekehrt, und als er von Annies Ankunft hört, lebt er deutlich auf, hat er sie doch früher mehr als andere geliebt. Doch Mats wird in seiner Wohnung ermordet aufgefunden, was ist hier nun geschehen?
Das soll Patrik mit seinem Team rausfinden, aber dabei stoßen die Polizisten auf viele Widrigkeiten und Probleme. Was ist wirklich geschehen? Hinzu kommen Patriks familiäre Probleme: die neugeborenen Zwillinge, seine Schwägerin, die nach dem Tod ihres Neugeborenen in Depressionen versinkt und seine eigene lange Krankheit.
Man sieht, es gibt hier viele Handlungsstränge, viele Personen, die einzeln agieren und doch miteinander verknüpft sind. Und das sind nur die Hauptstränge, denn es gibt noch viele kleine "Nebenbaustellen", die bearbeitet werden. Meine Befürchtung war, dass ich nicht richtig mitkomme, weil ich die Vorgängerbände eben nicht kenne und das mein Einstieg war. Zwar waren es am Anfang sehr viele Sprünge, sehr viele Personen, aber dennoch hat sich dies alles aufgeklärt und ich hatte somit keine Probleme, den Handlungen und Gedanken der Charaktere zu folgen. Camilla Läckberg gelingt es hier sehr gut, den Leser, der eben noch nichts über die Protagonisten weiß, zu informieren, ohne Längen aufkommen zu lassen.

Die Gestaltung der Charaktere ist unglaublich detailliert und liebevoll: Jeder Charakter hat absoluten Wiedererkennungswert und ich fand keinen davon irgendwie klischeehaft. Bei dieser Masse an handelnden Personen ist das durchaus nicht selbstverständlich, würde ich sagen. Ich habe ein Faible für Mellberg und seinen Hund Ernst entwickelt. Eine absolut komische Kombination, die dennoch nicht lächerlich wirkt und auch ernste und nachdenklicke Momente hat. Am meisten hat mich jedoch Annie beeindruckt. Ihre Gestaltung ist unglaublich sensibel und eindrucksvoll - mehr möchte ich dazu nicht sagen. Ich könnte noch viele Charaktere aufzählen, weil es einfach so viele tolle gab.

Das Buch hat mich von der ersten Sekunde an gepackt. Das lag nicht nur an der Charakergestaltung, sondern eben auch an diesem unglaublichen Puzzle von Handlungssträngen und -vorgängen. Es gibt so viele Handlungen, das man zwischendurch denkt, da kriegt man nie die Lösung raus, doch letztendlich ist es alles so herrlich logisch. Ich habe mir wirklich meine Gedanken gemacht, als ich das Buch gelesen habe, habe einige Theorien aufgestellt und einiges war letzten Endes auch zutreffend, doch auf andere Gegebenheiten wäre ich nie gekommen. Das Buch regt den Leser an, mitzudenken, mitzufiebern und mitzuermitteln, und hält dann doch noch Überraschungen bereit.
Auch die Geschichte der Geisterinsel, auf der Annie lebt, wird mit eingebaut. Und das nicht nur in Form von Gesprächen, sondern auch als Rückblick: Immer wieder kommen kurze Einschübe aus dem 19. Jahrhundert, um 1870 herum, in denen die Geschichte von der frisch verheirateten Emelie erzählt wird. Es ist eine reizvolle Geschichte, die den Teil im Hier und Jetzt immer wieder schön auflockert, auch wenn natürlich hier ebenfalls eine gewisse Dramatik zu finden ist. 

Der rote Faden des Buches sind für mich Misshandlungen von Frauen. Und das ist nicht nur eindrucksvoll gestaltet, sondern auch ein sehr wichtiges Thema, das man nie außer Acht lassen sollte. Dieses Buch gibt nicht nur dieses schwierige Theme wieder, sondern bietet auch einen Einblick in die faszinierenden Tiefen der menschliche Psyche. Vor allen Dingen am Schluss wird deutlich, was diese bewirken kann. Unglaublich. 

Fazit

Für Läckberg-Fans ist dieses Buch eh ein Muss, aber auch alle anderen, die auf durchdachte Kriminalromane stehen, die Charaktere mögen, der Handlungen und Denke Tiefe aufweist, ist dieses Buch genau das Richtige. Die Thematik des Frauenhauses und der Misshandlung eben dieser Opfer ist einfühlsam in das Buch eingebaut.