Rezension

Durchgehend interessant, doch zum Teil leider etwas vorhersehbar

Blutsschwester - Sarah Kristen

Blutsschwester
von Sarah Kristen

Bewertet mit 3 Sternen

Emma ist äußerst überrascht, als ihre ehemals beste Freundin Vivien nach vielen Jahren Kontakt zu ihr aufnimmt. Die beiden scheinen sich sofort wieder blendend zu verstehen und deshalb verabreden sie sich zu einem Kurzurlaub an der englischen Südküste. Da Vivien durch ihre Arbeit aufgehalten wird, ist Emma zunächst allein im Ferienhaus. Bei einem Strandspaziergang stellt sie ihre Schuhe ab und schlendert herum. Doch plötzlich bemerkt sie die Unruhe und das Entsetzen der anderen Strandbesucher. Denn direkt neben Emmas Schuhen wird eine abgetrennte Frauenhand gefunden. Sofort werden in Emma schlimme Erinnerungen wach. Denn vor vielen Jahren wurde ihre kleine Schwester umgebracht und grausam zerstückelt. Der Täter wurde nie ermittelt. Emma reist umgehend nach Deutschland zurück. Doch da geht der Albtraum erst richtig los. Denn plötzlich tauchen weitere Leichenteile auf. Emma weiß bald nicht mehr, wem sie vertrauen kann. Nicht einmal sich selbst...…

 

Der Einstieg in diesen Thriller gelingt mühelos. Denn das Geschehen wird in der Ich-Perspektive, aus Emmas Sicht, geschildert. Dadurch bekommt man einen guten Einblick in ihre Gedanken und Gefühle. Man kann sehr gut nachvollziehen, wie die Ereignisse Emma zusetzen. Außerdem kommt noch dazu, dass ihre Erinnerungen an den Tag der Ermordung ihrer Schwester unklar sind. Sie wird immer wieder von Träumen heimgesucht, die darauf hindeuten, dass sie mehr weiß, als bisher geahnt. Emma weiß nicht mehr was sie glauben soll. Ist der nie gefasste Täter nun auch hinter ihr her, da sie tief in ihrem Innern weiß, wer es gewesen ist? Oder hat sie ihre Schwester etwa selbst getötet? Immer wieder auftretende Blackouts sorgen außerdem dafür, dass Emma nicht ausschließen kann, selber für die zerstückelten Leichenteile, die ständig in ihrer Umgebung auftauchen, verantwortlich zu sein. 

 

Das alles sorgt für eine bedrohliche und angespannte Atmosphäre. Man ist beim Lesen hin- und hergerissen und weiß nicht mehr was man glauben soll und wem man eigentlich vertrauen kann. Die Handlung ist durchgehend interessant und spannend aufgebaut. Der Schreibstil ist außerdem sehr flüssig und angenehm lesbar. Die Autorin beschreibt Handlungsorte und Protagonisten so lebendig, dass man alles mühelos vor Augen hat und sich ganz auf die rätselhaften Vorgänge einlassen kann. Es kommt zu einigen Wendungen, die dafür sorgen, dass man die eigenen Überlegungen, die man beim Lesen angestellt hat, verwerfen und neu ansetzen muss. Dadurch bleibt dieser Thriller durchgehend interessant. 

 

Krimis und Thriller sind ja meine absoluten Favoriten und deshalb habe ich schon unzählige Genrevertreter gelesen. Bei diesem Exemplar habe ich mich recht gut unterhalten. Nicht weniger, aber leider auch nicht mehr. Das liegt auch daran, dass ich die Hauptprotagonistin, trotz der verwendeten Ich-Perspektive, eher distanziert betrachtet habe. Manche ihrer Handlungen konnte ich leider nicht einmal ansatzweise nachvollziehen. Außerdem habe ich viel zu früh geahnt, was zu den Blackouts führen könnte, da die Hinweise darauf wiederholt in die Handlung eingestreut wurden. Die bedrohliche Atmosphäre, der Spannungsaufbau und der durchgehend interessante Fall haben aber dennoch dafür gesorgt, dass ich mich recht gut unterhalten habe. Auf meiner persönlichen Bewertungsskala vergebe ich deshalb drei von fünf Sternchen.