Rezension

Durchgehend spannender historischer Roman

Die Hexe und der Leichendieb - Helga Glaesener

Die Hexe und der Leichendieb
von Helga Glaesener

Bewertet mit 4 Sternen

Der historische Roman „Die Hexe und der Leichendieb“ von Helga Glaesener ist als Hardcover im List Verlag erschienen und umfasst 413 Seiten mit 39 Kapiteln. Die Erzählung spielt im Jahr 1632 auf der Wildenburg in der Eifel. Dementsprechend zeigt das Cover die stilisierte Kulisse der Burg, eingebettet in die Landschaft, im Vordergrund steht allerdings ein zeitgenössisch gekleidetes Paar.

Marsilius, der Herr der Wildenburg, möchte einen Mann, Marx von Mengersen, hinrichten lassen, den er für den Tod von Heinrich, einem jungen Herrn von Herbede verantwortlich macht. Marx stand in den Diensten des jungen Manns. Doch Marx verleugnet die Tat und es gelingt ihm die Flucht auf seinem Pferd aus der Burganlage bei der ihm die erst 17 Jahre alten Burgherrin Sophie unbewusst zu Hilfe kommt. Sie ist unglücklich mit Marsilius verheiratet, weil dieser nicht nur gewalttätig ist, sondern sich mit Edith noch eine weitere Frau an seine Seite geholt hat. Edith hat aber nicht nur Marsilius für sich gewonnen, sondern sie spielt die ihr stillschweigend zugebilligte Macht auch über das Personal der Burg aus. Auf der Suche nach einem dubiosen Brief den Heinrich überbringen sollte und der der Auslöser für seine Ermordung sein könnte, wird Marx sogar zum Dieb seiner Leiche. Sophie ist inzwischen schwanger und entdeckt, dass Edith eine praktizierende Hexe ist. Doch an wen, soll sie sich mit ihrem Wissen wenden? Sie sieht ihr Leben durch Edith bedroht und flieht von der Burg. Auf ihrer Flucht begegnet sie Marx und dem Advokaten Julius, die sie beide um Hilfe bittet.

Helga Glaesener schafft es rund um die historisch verbürgte Gestalt des Marsilius Pallandt mit viel Fantasie die Wildenburg  mit Leben zu füllen. Der Schreibstil ist flüssig zu lesen. Die Charaktere sind detailliert beschrieben. Marx scheint zunächst der gewaltsame Mörder zu sein, dem nicht zu trauen ist. Dagegen wirkt Julius als dienstbeflissener Hauslehrer des Guts Herbede als guter Mensch. Doch die Autorin versteht es Situationen und Handlungen so miteinander zu verstricken, dass der Leser ins Grüben kommt, auf welche Seite er sich stellen soll. Unzweifelhaft nicht auf die Seite der Hexe Edith, die nicht nur eine von dem Menschen der Umgebung benannte Hexe ist, sondern und das ist das Besondere an diesem Roman eine Hexe, die als solche agiert. Frau Glaesener lässt den Leser teilnehmen an Beschwörungen, Salbungen und andere Rituale die Edith ausführt. Der Charakter der Sophie bleibt dagegen eher blass. Dies ist vielleicht auch ihrem jugendlichen Alter geschuldet. Doch ihre Handlungen und Entscheidungen bleiben für den Leser schwer einschätzbar bis zum Schluss. Diesen Roman, der durchgehend spannend ist, kann ich allen Lesern des historischen Genres zum Lesen empfehlen.