Rezension

Durchschnittliche Liebesgeschichte in tollem irischen Setting

Show me the stars - Kira Mohn

Show me the stars
von Kira Mohn

Bewertet mit 3.5 Sternen

Kyss, das neue Label von Rowohlt, ist mit Neuerscheinungen ja doch noch recht verhalten, was aber andererseits auch den Eindruck entstehen lässt, dass hier mit Sorgfalt ausgesucht wird. Zwar habe ich bisher erst ein Buch aus dem Programm gelesen, das hat mich aber überzeugt. Dass es noch nicht mehr geworden ist, liegt also definitiv daran, dass ich zu wenig Zeit für zu wenig Bücher habe. Mit Kira Mohn hat man nun auch die erste deutsche Autorin unter Vertrag genommen und ich unterstütze einheimische Autoren wirklich immer gern und gerade in den letzten Jahren haben sich im NA-Genre doch einige Namen bewähren können. Mohns Auftaktband der Leuchtturmtrilogie, „Show Me the Stars“, habe ich nun in der gekürzten Hörbuchversion gehört.

Die Sprecherin, Marie-Isabel Walke, hat für mich gut auf das Buch gepasst, da sie eine Stimme hat, die wirklich gut ins Ohr geht. Zudem zeichnet sie sich durch Varianz in der Stimmfarbe aus, was doch immer wieder eine Herausforderung ist. Manches Mal wirkte sie bei den Frauenstimmen etwas aufgedreht, aber insgesamt ist sie vor allem zu Liv in meinem Ohr geworden und das ist ohnehin der wichtigste Schritt.

Das irische Setting der Geschichte finde ich wirklich traumhaft. Das Land gehört wirklich zu den Orten, die ich gerne mal mit eigenen Augen sehen würde, was für jemanden, der nicht ständig Fernweh verspürt, wirklich etwas aussagt. Diese Sehnsucht nach der grünen Insel konnte nun auch Mohn wieder in mir auflodern lassen, was definitiv aussagt, wie toll sie die Atmosphäre sprachlich kreieren konnte, die sich auch bei mir schon im Kopf eingenistet hat. Gerade der Leuchtturm und die Beschreibungen von der kleinen Insel drum herum waren greifbar und wunderschön. Eigentlich bin ich kein Fan von ausufernden Beschreibungen, aber hier hat sich jeder Satz gelohnt.

Bei der Liebesgeschichte wiederum konnte ich nicht so überzeugend abgeholt werden. Das liegt in meinen Augen vor allem an den beiden Hauptfiguren. Liz wird von der ersten Seite an unheimlich naiv dargestellt. Sei es ihre Schwärmerei für eine Schauspielerin, die sich bis ins höher Alter hineinzieht, die aber doch sehr an eine Teenagerin erinnert oder sei es ihre Unfähigkeit, sich im Haifischbecken Journalismus zu behaupten. Bei Liz ändert sich der Eindruck zum Glück auch schnell wieder, da sie der Aufenthalt auf dem Leuchtturm auch innerlich wachsen lässt. Dennoch bleibt diese naive Art immer unterschwellig bestehen. Bei Kjer wiederum finde ich es sehr schade, dass seine Vorzüge doch sehr lange über Äußerlichkeiten hergestellt werden. Er gewinnt lange kein richtiges Profil und da wir ihn nur durch Liz‘ Augen erleben, müssen wir uns eben mit ihren oberflächlichen Eindrücken zufrieden geben. Das führt zu einigen anderen Aspekten ihrer Liebesgeschichte, die jetzt schon sehr ins Detail gehen, wodurch ich mich aber nie gänzlich auf die beiden als Paar einlassen konnte. Das Ende wiederum war aber gut gemacht, das war ein Happy End, das genau das richtige Maß trifft.

Da ich das Hörbuch in einer Hörbuchrunde mitgehört habe, sind Vermutungen angestellt worden, was in der gekürzten Version alles rausgestrichen wurde. Ich kann es leider absolut nicht nachvollziehen, aber ich habe nach Beendigung der Geschichte das Gefühl, dass mir die Buchversion vielleicht besser gepasst hätte. Einige Nebenthemen wurden nicht ganz sauber beendet und gerade das Gefühl zwischen Kjer und Liz ist vielleicht auch auf der Strecke geblieben. Ich kann mir nämlich nicht vorstellen, dass nur Beschreibungen von der Insel weggekürzt wurden. Vielleicht sollte man da doch besser zur ungekürzten Version oder eben zum Buch greifen.

Fazit: Mit „Show Me the Stars“ habe ich die Autorin Kira Mohn für mich entdeckt. Nach der Lektüre kann ich sagen, dass sie definitiv eine tolle Erzählerin ist, die vor allem in ihren Beschreibungen viel vor dem geistigen Auge entstehen lässt, in diesem Fall Irland und sein Leuchtturm Matthew. Leider hat es für mich an der Liebesgeschichte etwas gehapert, da das Gefühl nicht so aufkommen wollte, wie es bei NA sein sollte. Hier habe ich aber den Verdacht, dass es möglicherweise auch an der gekürzten Hörbuchversion liegen könnte. Da ich das aber nicht nachprüfen werde, muss ich mich jetzt auf das Dargebotene verlassen und das bekommt von mir 3,5 Sterne.