Rezension

Dystopie etwas anders

NACHTSONNE - Flucht ins Feuerland - Laura Newman

NACHTSONNE - Flucht ins Feuerland
von Laura Newman

Bewertet mit 5 Sternen

Diese Rezension bezieht sich auf die Gesamtausgabe der Trilogie.

Die Erde ist dem Untergang geweiht. Um ihr Überleben zu sichern, haben die Menschen vor langer Zeit unter der Oberfläche einen sogenannten HUB gebaut, in dem fortan 5000 Menschen leben. Nova ist eine von ihnen. Schon bald muss sie feststellen, dass ihr Leben auf Lügen gebaut wurde. Nichts ist, wie die Regierung ihnen weismachen will. Man will sie töten, weil sie zuviel weiß. Doch wie viel ist zuviel? Ihr gelingt die Flucht ins Feuerland - der ausgedörrten überhitzten Erdoberfläche. Doch kann sie hier überleben?

Dieses Buch beschäftigt sich nicht mit der Zeit nach einem möglichen Weltuntergang, sondern mit der Zeit während eines solchen. Die Autorin setzt sich sehr genau damit auseinander, was passiert, wenn die Sonne stirbt. Alles stirbt mit ihr und die Menschen können nicht ewig in den HUBs überleben. Sie müssen entweder mit der Erde vergehen oder andere Möglichkeiten finden. Selbstverständlich gibt es immer Menschen, die Macht ausüben wollen, um sich einen Vorteil zu verschaffen; die andere unterdrücken, um selbst zu überleben; die alles dafür tun auf Kosten anderer. Genau mit diesem Thema beschäftigt sich Laura Newmans Geschichte.

Die Geschichte liest sich sehr flüssig. Der Schreibstil ist sehr angenehm. Erzählt wird die Geschichte aus Novas Perspektive, so dass der Leser immer genau mit ihr mitfühlen kann. Die Beschreibungen der Charaktere und der Orte waren hinreichend, so dass ich mir stets ein Bild machen konnte. Einiges bleibt der Fantasie des Lesers überlassen. Aber ich hatte nie das Gefühl, dass jemand oder etwas blass im Hintergrund blieb. Je nach Situation gelang des der Autorin, die jeweilige Szene locker oder angespannt darzustellen. Über vieles musste ich schmunzeln, über vieles wiederum war ich entsetzt. Zunächst war mir, dass die traurigen und entsetzlichen Szenen gar nicht so fühlbar bei mir ankamen. Irgendwie konnte ich nicht so richtig dabei mitfühlen. Dann jedoch habe ich schnell festgestellt, dass Nova selbst Trauer und Verzweiflung in diesem Moment nicht zugelassen hat, ja, nicht zulassen konnte. Denn später kann der Leser sehr gut mitfühlen. Die Autorin schafft es also, die Gefühle tatsächlich so zu transportieren, dass er fühlen kann, was Nova fühlt.

Die Spannung wird stetig aufgebaut und entlädt sich immer wieder in sehr spannungsgeladenen Szenen. Es geschehen häufig unvorhergesehene Dinge, die Geschichte dreht und wendet sich wie ein Aal und letztlich hat der Leser keine Ahnung, was als nächstes passieren wird. Zwar werden Fragen, die zu Unglaubwürdigkeit führen könnten, sehr zeitnah beantwortet. Aber auf der anderen Seite decken sich die Zusammenhänge erst nach und nach auf. Im Verlaufe der weiteren Geschichte liegt das Hauptaugenmerk jedoch mehr auf dem Widerstand und auf der Suche nach einer gerechten Lösung für alle.

Der Leser merkt, wie intensiv sich die Autorin mit dem Thema auseinandergesetzt hat. Ich fand es sehr gut recherchiert und sehr anschaulich beschrieben. Definitiv regt die Geschichte zum Nachdenken an. Wer also eine Dystopie lesen möchte, die nicht nach einem möglichen Weltuntergang, sondern während eines solchen spielt, dem kann ich diese Trilogie einfach nur ans Herz legen. Ich vergebe daher 5/5 Sternchen