Rezension

Dystopie mal anders...

Red Rising
von Pierce Brown

Bewertet mit 3 Sternen

Gestaltung 
Ich habe die Hardcover Ausgabe gelesen und hatte, um ehrlich zu sein, etwas Angst um das Buch. Warum? Ich befürchtete, dass ich es irgendwann unabsichtlich durchbreche. Jedenfalls gab es beim Lesen spannende Geräusche von sich. Es lässt sich allerdings sagen, dass das Buch bei mir überlebt hat.

Die Schriftgröße war recht klein, allerdings konnte das durch die Schriftart wieder etwas ausgeglichen werden. Die Buchstaben schienen in einer recht fetten Schrift und waren somit einigermaßen gut lesbar. 

Zudem fand ich es sehr angenehm, dass Absätze in den Kapiteln eingebaut waren. Was mich am Anfang etwas verwirrte war, dass die Gedanken unseres Hauptcharakters Darrow fließend ineinander übergehen und ein neuer Gedanke nicht immer in einer neuen Zeile zu finden war. 

Inhalt 
Ich habe vorher keinen Blick auf den Klappentext geworfen und stelle fest, dass dieser ziemlich viel von der Geschichte vorweg nimmt. Ich wusste zu Beginn der Geschichte nicht was mich erwartete, ahnte aber schnell, dass es auf eine Revolution hinauslaufen könnte. 

Darrow lebt mit seinem Volk, den Roten, unter der Erde des Mars. Sie sind die ersten Pioniere und sollen den Mars für die Menschen bewohnbar machen. Dieser Gedanke, dass alle irgendwann friedlich auf diesem Planeten leben können, motiviert Darrow zu Beginn der Geschichte. Doch dann macht er eine grausige Entdeckung, die sein Leben auf den Kopf stellt. 

Was mir hier sehr gut gefallen hat war, dass es sich bei Red Rising um keine typische Dystopie handelt. Meist läuft es schnell auf einen Klassenkampf heraus, in dem viel Blut vergossen wird. Gewalt spielt hier zwar ebenfalls eine große Rolle, jedoch kommt die eigentliche Mission im ersten Band der Trilogie nur bedingt in Gang. Darrow muss nämlich erst eine harte Schule durchlaufen. Und erst danach kann er mit der eigentlichen Mission beginnen. 

Allerdings kann ich mich dem Red Rising Hype leider nicht ganz anschließen: Die Gesellschaftskritik wird in diesem Buch zwar angedeutet, jedoch bleibt mir Pierce Brown zu sehr auf der Gewaltebene hängen. Ich hätte mir gewünscht, dass er die ethischen Fragen mit dem Gewaltthema verknüpft. Hingegen hatte ich eher den Eindruck, dass die ethischen Fragen eher am Rande thematisiert werden und es viel Interpretation und Diskussion braucht, um zu erkennen, was Pierce Brown eigentlich sagen möchte. und das fand ich schade, weil ich so den Eindruck hatte, das mir der Kern der Geschichte verborgen geblieben ist. 

Zudem störte mich die Verknüpfung der Handlungsstränge: Ich kenne es normalerweise von Büchern, dass Protagonisten mehrere Möglichkeiten haben, Probleme zu lösen und wir als Leser die Option haben, einige der Möglichkeiten zu erkennen und Theorien aufstellen zu können, für welche Möglichkeit sich unser Protagonist entscheidet. Darrow hingegen verkündete, dass er einen Plan habe. Wir mussten aber erst warten, bis der Plan in Gang kam und konnten diesen Plan erst dann verstehen, wenn dieser von A bis Z ausgeführt war.

An sich ist das ein abwechslungsreiches Stilmittel. Andererseits erinnerte es mich ein bisschen an meine ersten Schreibversuche, in denen ich mir noch nicht so viel Gedanken machte, wie man Handlungsstränge verstrickt, sondern viele Sätze mit Und plötzlich passiert Situation Z einleitete. 

Spannung 
Pierce Brown braucht etwas, bis er die Geschichte in Gang bringt. Das liegt hauptsächlich daran, dass wir erst einmal Darrows normales Leben kennenlernen müssen, um dann zu begreifen, wie sich sein Leben ändert und was er aufgibt. Nach den ersten 120 Seiten kommt es aber Schlag auf Schlag und der Spannungsbogen ist kontinuierlich da. Gerade auf den letzten 100 Seiten konnte ich das Buch kaum noch aus der Hand legen, weil mich das Ende der Geschichte brennend interessierte. Toll finde ich, dass es keinen Cliffhanger gibt und Red Rising, obwohl es sich hier um den Auftakt einer Trilogie handelt, auch als Einzelband behandelt werden kann. 

Schreibstil
Pierce Brown hat einen Schreibstil, den ich nicht ganz einordnen kann. Anfangs kam mir sein Schreibstil sehr distanziert vor, was daran liegt, dass Darrow mit seinem Leben im Großen und Ganzen zufrieden war. Nach und nach beginnt er aber sein Leben zu hinterfragen und so verändert sich auch der Schreibstil von Pierce Brown. Interessant finde ich es auch, dass er verschiedene Gesellschaftsschichten in Red Rising beschreibt und somit seinen Schreibstil auch an die höheren Schichten anpassen muss. Und das gelingt ihm sehr gut, ohne, dass wir das Gefühl haben, jetzt in einem historischen Roman gelandet zu sein. Nebenbei erwähnt hat er ein paar echt amüsante Dialoge geschrieben, die mich gut unterhalten haben. 

Gesamteindruck 
Ich habe schon sehr viel von Red Rising gehört und war wirklich gespannt, wie mir der Auftakt der Trilogie gefällt. Ich finde das Buch hat einige Schwächen. Dennoch hatte ich angenehme Lesestunden und war von der Geschichte fasziniert. Ein paar Charaktere habe ich ins Herz geschlossen und fand es schade, sie auf dem Mars zurücklassen zu müssen. 

Zusammenfassend kann ich aber sagen, dass ich erst einmal eine Pause brauche, bevor ich mich dem nächsten Band widme.